Artillerie:

 

Aus praktischen und systematischen Gründen beginne ich diese Aufstellung mit der Gebirgsartillerie.

 

Gebirgsartillerie:

(Sampohei)

 

 

Typ 94 75 mm Gebirgsgeschütz:

 

 

1933 begann die Entwicklung einer neuen Kanone, die die Typ 41 Kanone ersetzen sollte.  Ziel war es, die Waffe schneller auf- und abbauen zu können und dabei die Lebensdauer der Einzelteile zu erhöhen. Dazu wurde die Unterlafette grundlegend überarbeitet. es kam eine Spreizlafette zum Einsatz Das Rohr wurde zur Reichweitenerhöhung verlängert und erhielt einen modernen Verschluss. Die Rücklaufbremse unter dem Rohr arbeitete mit Druckluft und Hydrauliköl. Die Waffe wurde 1934 bei der Gebirgstruppe und 1940 auch bei der Fallschirmtruppe als Divisionsgeschütz eingeführt. Bei der Infanterie wurde sie als Regimentsartillerie verwendet. Dort erfolgte der Transport im zusammengebauten Zustand mit Pferden oder Maultieren

 

 

In etwa 5 Minuten konnte das Geschütz in elf Halblasten zerlegt werden und dann mit 6 Tragetieren transportiert werden:

Last Anzahl der Halblasten Gewicht der Last
Rohr 2 93,5 kg
Unterlafette 2 94 kg
rechter Holm 1 59,5 kg
linker Holm 1 62,6 kg
Räder 2 69 kg
Richtaufsatz und Verschluss 1 42,55 kg
Schutzschild 2 115 kg

 

Alternativ war der Transport auch mit 20 Mann zu bewältigen. Das Zusammenbauen erforderte zehn Minuten. So konnte eine Batterie in einer Viertelstunde zuzüglich Transportzeit die Stellung wechseln. Größter Nachteil im Gebirge war der geringe Höhenrichtbereich, der das Feuer auf Hinterhangstellungen durch die resultierende zu flache Geschossbahn unmöglich machte. Außerdem arbeitete der Rohrvorholer in Schusswinkeln über 30° relativ langsam, was sich auf die Schussfrequenz auswirkte.  Im Einsatz wurden diese Schwächen durch den zügigen Stellungswechsel einigermaßen wettgemacht.

 

 

Als Munition kamen Spreng-, Splitter-, Beton- und Panzergranaten zum Einsatz. Die patronierte Munition entsprach der der Typ 38 Kanone, die Treibladung musste jedoch etwas verringert werden, um die leichter gebaute Waffe nicht zu beschädigen. Im direkten Richten kam das Geschütz auch in der Panzerabwehr zum Einsatz. Allerdings war die geringe Mündungsgeschwindigkeit bei dieser Einsatzart von Nachteil.

 

experimentelle Hohlladungspanzer- und Sprenggranate für 75 mm Geschütze

 

Daten:

 

Kaliber: 75 mm
Länge: 3680 mm
Breite: 1016 mm
Höhe: 637 mm
Rohrlänge: 1560 mm
Kaliberlänge:  20,8
Anzahl der Züge: 28
Gewicht: 536 kg
Seitenrichtbereich: - 20° bis + 20°
Höhenrichtbereich: - 10 bis + 45°
Anzahl der Ladungen: 1
Schussfrequenz:

bis 15 Schuss/Minute

120 Schuss/Stunde bei Dauerbeschuss

Munitionsarten:

Typ 90 Sprenggranaten
Typ 94 Sprenggranaten
Typ 90 Verzögerungsgranaten

Typ 90 Betongranaten
Typ 95 Minengranaten

Typ 90 Schrapnellgranaten
Typ 90 Brandgranaten
Typ 90 Leuchtgranaten
Typ 90 Nebelgranaten

Granatgewicht: 6560 g
Reichweite: 8300 m
Durchschlagsleistung: siehe Typ 41 Gebirgsgeschütz

 

 

 

Typ 99 105 mm Gebirgsgeschütz:

 

 

1939 wurde diese Waffe als Ergänzung zur 75 mm Gebirgsartillerie eingeführt. Man benötigte eine Waffe mit größerer Geschosswirkung und der Möglichkeit für Steilfeuer. Die Reichweite war nicht so wichtig, auch um das Transportgewicht klein zu halten. So entstand ein Geschütz mit einem für das Kaliber sehr geringern Gewicht. Die kurze Kastenlafette verringerte das Gewicht und die Ausmaße zusätzlich, begrenzte aber den Seitenrichtbereich.

 

Daten:

 

Kaliber: 105 mm
Länge:  
Rohrlänge: 1303 mm
Kaliberlänge:  12,4
Anzahl der Züge:  
Gewicht: 800 kg
Seitenrichtbereich: - 3° bis + 3°
Höhenrichtbereich: - 3 bis + 42°
Anzahl der Ladungen:  
Granatgewicht: 12,34 kg
Reichweite: 7500 m
Durchschlagsleistung Panzergranate:  

 

 

Feldartillerie:

(Yahohei)

 

Typ Meiji 38 (= 1905) 75 mm Feldgeschütz:

 

    

 

Diese Waffe basiert auf einer 75 mm Krupp-Kanone. Die ersten Geschütze wurde im November 1904 von der Firma Krupp erworben, die die Waffen Anfang 1905 auslieferte. Ab 1908 erfolgte die Produktion im Osaka Armeearsenal. Dort erfolgte während des Ersten Weltkrieges eine umfassende Modernisierung und die Anpassung an japanische Bedürfnisse. Ziel war es, den Schusswinkel zu erhöhen, die Rückstoßbremse auf neusten Stand zu bringen und die Schussweite durch Rohrverlängerung zu erhöhen. Es wurden drei unterschiedliche Rohrlängen getestet. Das bisherige Rohr erwies sich jedoch in Kombination mit dem neuen System zur Rohrerhöhung als das günstigste bezüglich Haltbarkeit und Wirkung. Wegen der größeren maximalen Rohrerhöhung musste die Kastenlafette so umkonstruiert werden, dass das Rohr bei maximalem Rücklauf von 1239,5 mm die Lafette nicht berührte. Die Rückstoßbremse wurde überarbeitet und arbeitete  federhydraulisch. Die entstehende Kanone wurde als Typ 38 verbessert bis in die dreißiger Jahre gefertigt. Bis 1945 war diese Waffe die Standartkanone der japanischen Feldartillerie, obwohl sie eigentlich veraltet war und Bestrebungen vorhanden waren, auch die Feldartillerie auf das Kaliber 105 mm umzurüsten. 

 

 

 

Mit Holzspeichenrädern ausgestattet war sie nur für den Pferdezug geeignet. Dazu waren sechs Tiere nötig. In dieser Fortbewegungsart war auf guten Straßen eine Tagesleistung von 40 km möglich. Das Instellunggehen dauerte etwa 2 Minuten. Ein gewölbter Panzerschild schützte die Bedienung beim Einsatz in Frontnähe. Die geringe Feuerhöhe war sehr nützlich im direkten Richten und der niedrige Schwerpunkt führte zu ausgezeichneten Schussleistungen. Insgesamt wurden etwa 2000 Geschütze Typ 38 und 400 Geschütze Typ 38 verbessert gebaut.

 

    

 

Der Richtkanonier saß links des Rohres. Eine verschließbare Öffnung im Panzerschild diente als Ausblicköffnung für die Zieloptik. Der Richtschütze richtete die Kanone mittels zweier Handräder rechts an der Waffe. Zur Bedienung gehörten ferner der Geschützführer sowie vier Munitionskanoniere. Durch den limitierten Seitenrichtbereich war die Waffe nicht unbedingt zur Panzerabwehr im direkten Richten geeignet.

 

 

Die Typ 38 Geschütze verwendeten bereits ab Mitte der zwanziger Jahre patronierte Munition.

 

Daten (Typ 38/Typ 38 verbessert):

 

Kaliber: 75 mm
Länge: 5181 mm
Breite: 1574 mm
Höhe: 1778 mm
Rohrlänge: 2325 mm
Kaliberlänge:  31
Anzahl der Züge:  
Rücklauflänge: bis 1200 mm/1000 mm
Gewicht: 947 kg/1135 kg
Seitenrichtbereich: - 3,5° bis + 3,5°
Höhenrichtbereich:  - 8° bis + 16°/-8° bis + 43°
Anzahl der Ladungen: 1
Schussfrequenz:

bis 15 Schuss/Minute

120 Schuss/Stunde bei Dauerbeschuss

Granatgewicht: 6,6 kg, nach Munitionsvereinheitlichung 6,56 kg
Munitionsarten: Typ 10 Sprenggranaten
Typ 90 Sprenggranaten
Typ 94 Sprenggranaten
Typ 90 Verzögerungsgranaten
Typ 10 Betongranaten
Typ 89 Betongranaten
Typ 90 Betongranaten
Typ 95 Minengranaten
Typ 38 Schrapnellgranaten
Typ 90 Schrapnellgranaten
Typ 90 Brandgranaten
Typ 90 Leuchtgranaten
Typ 90 Nebelgranaten
Reichweite: 8350 m/10700 m
Zündung: Perkussionszünder
Durchschlagsleistung: siehe Typ 41 Gebirgsgeschütz

 

 

 

Typ 41 75 mm Kavalleriegeschütz:

 

 

1938 wurde speziell für die Kavallerieeinheiten auf Grundlage des Typ 38 Geschützes eine um 30 kg leichtere Version eingeführt. Die Gewichtsreduktion wurde durch eine geringe Verkürzung des Rohres erreicht, ohne dass es zu einer größeren Leistungseinbuße kam.

 

Daten:

 

Kaliber: 75 mm
Länge:  
Rohrlänge: 2195 mm
Kaliberlänge:  29,27
Anzahl der Züge:  
Rücklauflänge: bis 1200 mm
Gewicht: 907 kg
Seitenrichtbereich: - 3,5° bis + 3,5°
Höhenrichtbereich:  - 8° bis + 16°
Anzahl der Ladungen:  
Granatgewicht: 6,6 kg, nach Munitionsvereinheitlichung 6,56 kg
Munitionsarten: Typ 10 Sprenggranaten
Typ 90 Sprenggranaten
Typ 94 Sprenggranaten
Typ 90 Verzögerungsgranaten
Typ 10 Betongranaten
Typ 89 Betongranaten
Typ 90 Betongranaten
Typ 95 Minengranaten
Typ 38 Schrapnellgranaten
Typ 90 Schrapnellgranaten
Typ 90 Brandgranaten
Typ 90 Leuchtgranaten
Typ 90 Nebelgranaten
Reichweite: 8250 m
Durchschlagsleistung: siehe Typ 41 Gebirgsgeschütz

 

 

Typ 90 75 mm Feldgeschütz: 

 

 

Ende der zwanziger Jahre interessierte sich die Armee für die Schneider 85 mm Kanone Modell 1927. Diese Waffe wurde 1930 im Osaka Armeearsenal überarbeitet und auf das Kaliber 75 mm umgerüstet und als Typ 90 Feldgeschütz eingeführt. 

Die Kanone war eine moderne Konstruktion mit Spreizlafette und langem Rohr. Die Rücklaufbremse arbeitete hydropneumatisch und ermöglichte in Zusammenwirken mit der für japanische Artillerie einmaligen kugeligen Mündungsbremse eine leichte Unterlafette. Die Holme wurden im Einsatz durch mit Hammer eingeschlagene Erdsporne nach hinten abgestützt. Dies ermöglichte eine hohe Zielgenauigkeit im direkten Richten, sorgte aber auch für einen hohen Zeitbedarf beim Neuausrichten der Hauptschussrichtung, da sie umständlich mit speziellen Stahlhebeln herausgezogen werden mussten.

 

 

 

Ein Panzerschild schützte die Bedienung. Die Speichenräder für den Pferdezug waren aus Holz. Für den Kraftfahrzeugzug wurde ab Juni 1933 eine massivere Unterlafette mit Luft gefüllte Gummireifen entwickelt und im August 1935 eingeführt. Durch den für diese Lafette nötigen Schwingungsabsorber wurde die neue Lafette 200 kg schwerer als die alte. Die maximale Straßengeschwindigkeit lag bei 45 km/h. Im Kraftzug kamen 4-t-Zugmaschinen zum Einsatz, im Pferdezug 6 Tiere.

 

    

 

Für japanische Verhältnisse war das Geschütz sehr schwer. Entsprechend stark war der Widerstand der Armeeführung gegen die Einführung. Daher wurde die Waffe zunächst nur in den Ausbildungs- und Testeinheiten der Armeeartillerieschule eingeführt. Dort erwies sich die Waffe als äußerst zuverlässig und für ihre Klasse als außergewöhnlich wirksam. Daher sollte ab 1935 eine leichtere Version entwickelt werden. Die Feuertaufe erlebte das Geschütz beim Nomonhan-Zwischenfall in der zweiten Infanteriedivision. Dort bewährte sich diese Waffe. Schließlich wurde sie als Regimentsartillerie von der Armeeführung akzeptiert.

 

Die Waffe hatte 1940 eine größere Reichweite, als alle leichten Feldgeschütze anderer Nationen (105 mm lFH 18, 105 mm M2A1, 25 pdr, 76,2 mm M42). Auch die Wirkung der Sprenggranaten lag mit 20 m Wirkungsradius nur unwesentlich unter der ihrer ausländischen Vergleichsmodelle (22m - 27 m). Bei geringerem Kaliber und geringerem Geschossgewicht war eine höhere Schussfrequenz möglich. Daher war die Typ 90 Feldkanone 1940 als bestes leichtes Artilleriegeschütz zu werten. Nach Kriegsende wurde die Waffe intensiv von den Alliierten untersucht. Vor allem der Richtmechanismus und die Rücklaufbremse wurden intensiv erprobt und waren Grundlage von Nachkriegsentwicklung im Bereich leichter Artilleriewaffen.

Typ 90 Granate mit Verzögerungszünder

 

Ein Nachteil war die Verwendung einer größeren Treibladungsmenge. Damit wurde zwar eine höhere Reichweite erreicht, es musste aber eine gegenüber den Patronen der anderen 75 mm Geschütze eine längere Hülse gefertigt werden. Die guten Leistungen rechtfertigten dies. Die Typ 90 Kanone eignete sich durch die hohe Mündungsgeschwindigkeit der speziellen Hochgeschwindigkeitspanzergranate gut für die Panzerabwehr. Eine umgerüstete Typ 90 Kanone wurde als Bewaffnung der Typ 1 Ho-Ni I verwendet.

 

Es wurden 786 Typ 90 Geschütze gebaut.

 

Daten:

 

Kaliber: 75 mm
Länge: 5232 mm
Breite: 1247 mm
Höhe: 1749 mm
Rohrlänge: 2883 mm
Kaliberlänge:  38,4
Anzahl der Züge: 28
Rücklauflänge: bis 1000 mm
Gewicht: 1400 kg, Kraftzug 1600 kg
Seitenrichtbereich: - 25° bis + 25°
Höhenrichtbereich: -8° bis + 43°
Anzahl der Ladungen: 1
Schussfrequenz:

bis 15 Schuss/Minute

120 Schuss/Stunde bei Dauerbeschuss

Granatgewicht: 6,56 kg

Munitionsarten:

Typ 90 Sprenggranaten
Typ 94 Sprenggranaten
Typ 90 Verzögerungsgranaten

Typ 90 Betongranaten
Typ 95 Minengranaten

Typ 90 Schrapnellgranaten
Typ 90 Brandgranaten
Typ 90 Leuchtgranaten
Typ 90 Nebelgranaten

Reichweite: 14950 m
Durchschlagsleistung:  

 

 

 

Typ 95 75 mm Feldgeschütz:

 

 

1935 forderte der Generalstab nach einigen Tests eine leichtere Version des Typ 90 Feldgeschützes. Der vorgesehene Einsatzraum zeichnete sich durch unbefestigte Straßen und dichtem Unterholz aus. Dafür war das Vorgängermodell einfach zu schwer. So wurde das Geschütz im Osaka Armeearsenal überarbeitet. Ergebnis war eine Gewichtsverringerung um fast 300 kg auf Kosten der Stabilität beim Schuss. Die deutlich verringerten Schussleistungen führte dazu, das zunächst nur eine Kleinserie produziert wurde. Durch den hohen Bedarf an Geschützen wurden ab 1940 weitere Geschütze gebaut. Insgesamt betrug die Produktion 261 Geschütze.

 

 

Daten:

 

Kaliber: 75 mm
Länge:  
Rohrlänge: 2325 mm
Kaliberlänge:  31
Anzahl der Züge:  
Gewicht: 1108 kg
Seitenrichtbereich: - 25° bis + 25°
Höhenrichtbereich: -8° bis + 43°
Anzahl der Ladungen:  
Granatgewicht: 6,56 kg
Reichweite: 10950 m
Durchschlagsleistung Panzergranate:  

 

 

 

Typ 91 105 mm Haubitze:

 

 

Diese Kanone war eine eigenständige Weiterentwicklung einer Haubitze der Firma Schneider. 1929 waren die erstem Geschütze für Tests bereit. 1931 erfolgte die Einführung. Sie entsprach dem japanischen Standart und war leicht, robust und leicht zu bedienen. Schlechte Verarbeitung und nur befriedigende Reichweite wurden in Kauf genommen, um eine Lücke zwischen den Feldgeschützen und den 105 mm Kanonen zu schließen. Bis 1945 war sie die Standardwaffe der Divisionsartillerie und der schweren Batterien der Regimentsartillerie.

 

 

Mitte der dreißiger Jahre wurde auch für dieses Geschütz eine Lafette für den Kraftzug entwickelt. Insgesamt wurden etwa 1100 Geschütze gebaut. 1941 diente das Geschütz als Bewaffnung der Typ 1 Ho-Ni II.

 

Daten:

 

Kaliber: 105 mm
Länge:  
Rohrlänge:  2090 mm
Kaliberlänge:  20
Anzahl der Züge:  
Gewicht: 1495 kg/1750 kg
Seitenrichtbereich: - 20° bis + 20°
Höhenrichtbereich: - 5° bis + 45°
Anzahl der Ladungen:  
Granatgewicht: 15,8 kg
Reichweite: 10765 m
Durchschlagsleistung Panzergranate: 120 mm auf 100 m

 

 

 

 Einführung | mittlere Artillerie | schwere Artillerie | Zugmaschinen | Raketenartillerie