automatische Waffen

 

Typ 96 6,5 mm Leichtes MG:

 

九六式軽機関銃

kuroku shiki keikikanjū

 

 

 

1931 entschied die japanische Armee, einen Nachfolger für das problembehaftete Typ Taishô 11 Leichte MG zu entwickeln. Bis Anfang 1932 wurden Vorgaben entwickelt und eine entsprechende Ausschreibung gestartet. Neben dem Ogura Armeearsenal reichten auch die Firmen Tokyo Gas und Elektrik, Nippon Stahl und Nambu Waffenfabrik Versuchswaffen ein, die Anfang 1933 getestet wurden. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Modelle des Ogura Arsenals und der Firma Nambu. Während sich ersteres nahe an das Typ T MG gehalten hatte, hatte Nambu das Typ 11 MG weiterentwickelt. Beide sollten ihre Modelle zur Einsatzreife führen. Die entsprechenden Arbeiten wurden bis November 1934 beendet. In den folgenden Vergleichstests bis Mai 1935 erwies sich das ohne Munition knapp 8 kg schwere Modell A (Nambu) dem 9 kg schweren Modell B (Ogura) als überlegen. Im August erfolgte daher dann die Entscheidung, Modell A zur Serienreife zu bringen. Im Januar 1936 erfolgte schließlich die provisorische Einführung als "Experimentelles Typ 96 Leichtes MG"

 

Fallschirmjägerversion über Standard-MG

 

Bei der Waffe handelt es sich um einen Gasdrucklader nach dem System Hotchkiss. Der Feuermechanismus entsprach weitestgehend dem des Typ Taishô 11 Leichten MGs. Der Befestungungsmechanismus des geriffelten Laufs am Gehäuse war einfach ausgelegt, um einen schnellen Austausch des 2,5 kg schweren Laufes zu ermöglichen. Dazu war wie beim Typ T Leichten MG ein Handgriff angebracht, der auch zum Feuern aus der Hüfte heraus verwendet werden konnte. Zum Autauschen musste lediglich ein Drehknopf an der linken Seite betätigt und dann der Lauf samt Gasabnehmer nach vorn herausgeschoben werden.

Der Lademechanismus war komplett geändert worden. Die Munition wurde nun von oben aus 30-Schuss-Kastenmagazinen zugeführt und fiel durch die Schwerkraft in die Kammer. Durch das geschlossenere System verringerte sich die Verschmutzungsgefahr der Munition. Zudem waren sowohl das Magazinhalter als auch der Auswerfer durch bewegliche Metallplatten abgedeckt. Ein Sichtfenster in der Hinterwand des Magazins ermöglichte dem Schützen zu erkennen, wann das Magazin bis auf vier Schuss geleert war. Zum Magazinwechsel wurde die Magazinverriegelung durch Druck auf den Öffnungshebel entriegelt und das Magazin nach vorn weggeklappt. Das neue Magazin wurde dann von vorn auf das Magazin aufgeklappt. Dies war einhändig möglich. Das Problem der beim Abschuss reißenden Hülsen in der Kammer konnte jedoch nicht vollständig gelöst werden, so dass die Patronen wieder geölt werden mussten, was sie wiederum schmutzanfälliger machte. Da ein automatischer Ölungsmechanismus nicht vorgesehen war, musste dies beim Laden erfolgen.

Zielfernrohr

Die nun gerade Schulterstütze war weiterhin am Abzug angebracht, jedoch war zur besseren Handhabung ein Pistolengriff hinzugeführt worden. Ein Hebel zum Durchladen war an der linken Seite des Gehäuses angebracht. Die Visiereinrichtung war links an der Waffe angebracht. Sie war einstellbar bis 1500 m. Für den Einsatz als Präzisionswaffe konnte ein Zielfernrohr mit 2,5facher Vergrößerung und 15° Sichtfeld angebracht werden. Hinter dem Gasabnehmer war ein nach hinten klappbares Zweibein montiert. Der Einsatz sollte, wie eigentlich auch beim Typ Taishô 11 Leichten MG vorgesehen, von einem Dreibein aus erfolgen, um die Schussgenauigkeit zu erhöhen. Jedoch wurde dies im Einsatz meist weggelassen und die Waffe mit dem Zweibein verwendet. Zudem konnte am Gasabnehmer das Typ Meiji 30 Bajonett montiert werden für den Nahkampf.

 

Für die Fallschirmtruppe wurde eine zerlegbare Version mit einem einklappbaren Stützbein unter der Schulterstütze entwickelt und gebaut.

 

Als Munition kam die Typ Meiji 38 6,5 mm Patrone zum Einsatz. Für das Laden aus den üblichen 5-Schuss-Ladestreifen wurde eine Magazinfüller als Ladehilfe entwickelt. Dieser Magazinfüller wurde unten an das Magazin angesetzt. Ein Ladestreifen wurde hineingelegt und dann der Ladehebel betätigt. Dieser schob die Patronen gegen den Druck der Magazinfeder ins Magazin. Der leere Ladestreifen wurde dann entfernt. Dies wurde fünfmal wiederholt, bis das Magazin voll war. Die Patronen konnten aus einzeln manuell geladen werden. 

 

 

Typ 96 mit Zielfernrohr, Magazin und Magazinfüller. Die Patronen liegen verkehrt herum im Magazin

Die offizielle Einführung als "Typ 96 Leichtes MG" erfolgte schließlich im Juli 1937. Von 1937 bis zum Produktionsende 1943 wurden etwa 41.000 Waffen gefertigt. Der Einsatz erfolgte in den Verbänden, die auch mit dem Typ Meiji 38 Gewehr ausgerüstet waren. Der MG-Trupp in der Infanteriegruppe bestand beim Typ 96 Leichten MG aus 4-5 Mann. Der Waffenführer trug das Zielfernrohr in einem Holster, Schütze 1 trug Waffe, Werkzeug- und Reinigungssatz, Schützen 2, 3 und gegebenenfalls 4 trugen je 5 Magazine in einer Tasche sowie einen Magazinfüller. Zusätzlich wurden Tragetaschen mit je 2 Magazinen von jedem Mitglied des Trupps mitgeführt. Somit standen dem Trupp insgesamt 25 Magazine zur Verfügung. Leergeschossene Magazine wurden gesammelt und in Gefechtspausen gereinigt und neu befüllt.

Im Einsatz hat sich die Waffe trotz der schwachen Munition gut bewährt. Durch Bajonett und Zielfernrohr war die Waffe vielseitig einsetzbar. Größtes Problem war weiterhin das Reißen der Hülsen mit daraus resultierenden Ladehemmungen. Wie die meisten anderen Waffen auch wurde das Typ 96 MG nach Kriegsende noch in China und während der Freiheitskämpfe in Südostasien in den späten vierziger Jahren verwendet.

Daten:

 

Kaliber: 6,5 mm
Länge: 1075 mm
Rohrlänge:  550 mm
Züge: 4
Gewicht: 9,17 kg leer
Schussweite: 3500 m
Gebrauchsentfernung maximal:  800 m
Feuergeschwindigkeit theoretisch: 550 Schuss/min
Feuergeschwindigkeit praktisch: 150 Schuss/min
Drallrichtung: rechts
Mündungsgeschwindigkeit: 735 m/sec
Munitionszuführung: Kurvenmagazin mit 30 Schuss