Typ 95 leichter Panzer Ha-Go:

 

九五式軽戦車ハ号

Kugo shiki kei sensha Ha-Go

 

 

Nach den ersten Erfahrungen mit der unabhängigen gemischten Brigade in der Mandschurei wurden ab Juli 1933 gemeinsam mit Panzertruppe und Kavallerie überlegt, welche Anforderungen an einen zukünftiger schnellen Panzer zu stellen seien. Man bezweifelte zunächst, dass man in der Lage sei, ein schwereres Kettenfahrzeug mit entsprechender Geschwindigkeit ausstatten zu können. Daher überlegte man, ob man auf die Räderraupen-Technologie zurückgreifen solle, die man in den zwanziger Jahren mal getestet und für noch nicht einsatzreif befunden hatte. Inzwischen war die Technik aber weiterentwickelt  und auch einige Kampffahrzeuge entwickelt worden, die gute Leistungen lieferten. Insbesondere die Version des Amerikaners Christie erregte Interesse, bei der die Fahrzeuge auf Ketten oder auf den Laufrädern des Kettenlaufwerks bewegt werden konnten.

Die Kavallerie wies auf die hervorragenden Eigenschaften ihres Typ 92 schweren Panzerwagens hin, der bei relativ hoher Geschwindigkeit eine gute Geländegängigkeit besaß. Außerdem wurden die Kosten für ein Kettenfahrzeug deutlich niedriger beziffert als für ein Räderraupen-Fahrzeug. Da die Armee ein größeres Modernisierungsprogramm vorhatte, gab letzteres den Ausschlag, sich auf ein Kettenfahrzeug zu konzentrieren.

 

Im Juli 1933 wurden dann in Zusammenarbeit von Infanterie und Kavallerie die Anforderungen an einen leichten Panzer formuliert. Anzustreben war danach ein Fahrzeug mit einer Einsatzgeschwindigkeit von 40 km/h bei einem Gewicht von etwa 7t. Die Bewaffnung sollte aus einer 37 mm Kanone in einem Drehturm und einem MG im Bug bestehen. Eine oberflächengehärtete Panzerung mit maximal 12 mm Stärke als Schutz gegen 7,7 mm Hartkern-Infanteriemunition war anzubringen, wobei so weit wie möglich die Schweißtechnik zu verwenden war. Der Zugang sollte über eine zweigeteilte Luke im Turmdach möglich sein. Als Motor sollte der neu entwickelte luftgekühlte Dieselmotor des Typ 89 Panzers verwendet werden. Bei seiner Unterbringung im Heck war darauf zu achten, dass er von innen her erreichbar sein sollte. Daher sollte sein Einbau nach rechts versetzt im Fahrzeugheck erfolgen. Als Fahrwerk sollte eine verstärkte größere Version des Fahrwerks des in der Entwicklung befindlichen Typ 94 tk mit Horizontalfederung und zwei Paar Laufrollen zum Einsatz kommen. Der Antrieb hatte über vorne angeordnete Treibräder zu erfolgen. Die Außenmaße sollten 4300 mm X 2000 mm X 2280 mm nicht überschreiten. Als Entwicklungs- und Herstellerfirma wurde Mitsubishi gewählt.

 

 

 

Die Produktion des Prototyps wurde im Juni 1934 abgeschlossen und das Fahrzeug intensiv getestet. Während der Werkserprobung, zu der auch ein 700 km Ausdauertest gehörte, zeigte der Panzer hervorragende Ergebnisse, was die Leistung und die Zuverlässigkeit anging. Allerdings mussten in größerem Umfang Nieten verwendet werden, da die Schweißtechnik noch nicht allzu weit entwickelt war. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 43 km/h bei einer Reichweite je Tankfüllung von 250 km. Auch die Geländegängigkeit wurde als exzellent eingestuft. Mit 7,5t lag das Gewicht jedoch über der von der Armee geforderten Grenze. Daher wurde an verschiedenen Stellen die Panzerung verringert und einige Einbauelemente leichter konstruiert, so dass ein Einsatzgewicht von 6,5t erreicht wurde. Bei einem weiteren Ausdauertest von 370 km erreichte das Fahrzeug nun eine Geschwindigkeit von 45 km/h.

 

Im Oktober 1934 wurde der Prototyp an die Kavallerieschule überstellt und dort einem intensiven militärischen Testprogramm unterzogen. Dabei zeigte der Panzer hervorragende Eigenschaften und wurde als gut geeignet für den Kampfeinsatz im Rahmen einer mobilen Einheit eingestuft.

 

Ende 1934 wurde das Fahrzeug dann an die Infanterieschule übergeben und ebenfalls intensiven Tests unterzogen. Dort wurde die Mobilität als herausragend bewertet. Die Wirkung der 37 mm Kanone erschien jedoch deutlich zu gering und die Panzerung von nur maximal 12 mm wurde als deutlich zu gering für den vorgesehenen Einsatz als Infanterieunterstützungspanzer angesehen. Im Winter 1934/35 wurde ein Klimatest in der Mandschurei vorgenommen, bei dem der Panzer sich als ausnehmend robust bei tiefsten Temperaturen erwies. Bei Manövern der gemischten Brigade zeigte das Fahrzeug eine hervorragende Leistung, so dass die testenden Einheiten dringend eine schnelle Einführung des Panzers empfahlen. Auch die Kavallerie, die die Aufklärungsabteilung der Brigade stellte, empfahl die Einführung als Ersatz für das Typ 92 schwere Panzerfahrzeug insbesondere wegen der Kanonenbewaffnung. Besonders positiv bewertet wurde der luftgekühlte Dieselmotor, welcher die hohe Einsatzbereitschaft in in der trockenen  und oft über längere Zeit sehr frostigen Mandschurei überhaupt erst ermöglichte. Der Motor startete wegen des Treibstoffs und einer mechanisch-elektrischen Einspritzung bis minus 30° problemlos, bei niedrigeren Temperaturen musste der Motor angewärmt werden. Die oberflächengehärtete Panzerung aus Walzstrahl erwies sich als sehr wirksam gegen Infanterie-Hartkernmunition.

 

Nach Eingang der Testberichte wurde daraufhin im Juni 1935 der Auftrag an Mitsubishi gegeben, unter Einbeziehung der wenigen Verbesserungsvorschläge einen zweiten Prototypen zu bauen.

 

 

Die Änderungen umfassten vor allem das Laufwerk, bei dem Trieb- und Leitrad nun massiv ausgeführt wurden, und die Frontpanzerung, bei der der Fahrer eine neue Sichtklappe erhielt, die eine durchgehende Fahrerfront unmöglich machte, dafür aber stark verbesserte Sichtverhältnisse bot. Bei abschließenden Tests wurde noch einmal eine Überarbeitung der Panzerung gefordert, um den begrenzten Platz im Fahrzeug etwas zu erweitern. Dazu wurde der verbleibende Teil der Frontpanzerung mit dem eingebauten Typ 91 MG als Erker ausgeführt. Zugleich wurde die obere Seitenpanzerung im Bereich des Fahrers und Bugschützen nach außen bogenförmig ausgeweitet, so dass ein Überhang über die Ketten entstand, der als Lagerraum für Kanonenmunition verwendet wurde. Die Panzerung über dem Motorraum wurde seitlich abgeschrägt. so dass sich insgesamt eine relativ geschossabweisende Form für die Seitenpanzerung ergab, die die bei der Gewichtsverringerung aufgetretene Verringerung der Panzerstärke ausglich. Außerdem erhielt das Fahrzeug eine Kommandantenkuppel.

 

  

 

Dadurch stieg das Gesamtgewicht auf 7,4 t, was akzeptiert wurde. Im November 1935 wurde das Fahrzeug als Typ 95 leichter Panzer eingeführt. Die produktionsstätteninterne Bezeichnung Ha-Go wurde als Ideogramm akzeptiert und offiziell verwendet. Die Serienproduktion begann 1936. Es wurden folgende Stückzahlen gebaut:

 

Jahr: 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943
Anzahl: 31 80 53 115 422 685 755 234

Gesamt: 2377

 

  

 

1936 erfolgten weitere intensive Tests in der Mandschurei, bei denen es immer wieder zu Problemen mit dem Laufwerk bei Durchfahren von Kaoliang-Feldern kam. Die harten Stängel führten zu einem starken Schaukeln, dass vom Laufwerk nicht aufgefangen werden konnte. Um das zu verhindern wurden spezielle Laufrollenpaare geschaffen, indem man neue Haltebügel entwickelte, an denen ein kleines Abweiserrad zwischen den Laufrollen montiert wurde, welches den Bodenkontakt der Kette verstärkte. Da diese Pflanze nur in Nordchina kultiviert wurde, war eine Umrüstung nur für dort stationierte Verbände notwendig.

 

 

Als weitere Verbesserung wurde im Turmheck ein Typ 91 MG zur Nahverteidigung eingebaut. Da der Platz im Turm knapp war, wurde das MG in einer Ausbuchtung in 5-Uhr-Stellung installiert. 1937 wurden die Typ 91 MG durch die moderneren Typ 97 MG ersetzt, 1938 erfolgte der Einbau der etwas besseren Typ 98 37 mm Kanone. Ab 1942 sollte dann nach und nach auf die Typ 1 37 mm Kanone umbewaffnet werden, was aus Materialmangel scheiterte.

 

  

 

Ende 1936 wurden erste Einheiten mit dem Typ 95 Panzer ausgestattet und trainiert. Im Juli 1937 wurde die erste leichte Panzerkompanie offiziell an das vierte Battalion des Panzerregiments der unabhängigen gemischten Brigade in der Mandschurei übergeben, pünktlich zum Beginn des zweiten chinesisch-japanischen Krieges. Erste Einsätze erfolgten in der Provinz Shansi zur Unterstützung der japanischen China-Expeditions-Armee.

 

 

Organisatorisch sollte jedes mittlere Panzerbattalion eine Kompanie mit 13 Typ 95 leichten Panzern erhalten. Die zu Verbindungszwecken eingesetzten Tanketten sollten ebenfalls durch den Typ 95 ersetzt werden. Später sollten sie dann auch die Typ 92 Panzerwagen der Kavallerie-Aufklärungsverbände ersetzen, was nur teilweise geschah, da die Produktion zunächst nicht ausreichend war und später die Typ 97 Tankette mit gleicher Hauptbewaffnung zur Verfügung stand.

 

Der heftige Widerstand der chinesischen Verbände verhinderte weitgehend den Einsatz der Panzer als schnelle Speerspitze und so wurden die Typ 95 Panzer oft als Unterstützung für mechanisierten Infanterieverbände  verwendet, wobei sich die relativ kleine Kanone negativ bemerkbar machte. Trotzdem erwies sich das Fahrzeug als wertvoll in der Aufklärung. Während des Nomonhan-Konflikts Anfang 1939 wurden auch 35 Typ 95 Panzer verwendet, die die russischen Verbände immer wieder durch schnelle Vorstöße beschäftigten. Da sie jedoch nie für einen Panzerkampf vorgesehen waren, zogen sie gegen die russischen leichten Kampfpanzer mit ihrer überlegenen panzerbrechenden Bewaffnung den kürzeren. Hier machte sich die konservative Einstellung der Armee, Panzer nur zur Infanterieunterstützung oder Aufklärung zu verwenden, negativ bemerkbar.

 

  

 

Insbesondere in der Anfangsphase des zweiten Weltkriegs erwiesen sich die Typ 95 Panzer bei den schnellen Vormärschen als äußerst wertvoll. Insbesondere bei den blitzkriegsartigen Feldzügen in Malaya und Niederländisch-Ostindien waren diese Fahrzeuge entscheidend beteiligt. Hier konnten sie auf relativ gut ausgebauten Straßen tief in die gegnerischen Rückzugsräume eindringen und den Feind zum teilweise fluchtartigen Rückzug zwingen. Wegen des geringen Gewichts war auch der Transport per Schiff relativ problemlos möglich. So wurde das Fahrzeug auch auf entferntere Inseln geschafft. Auf den Philippinen und später auf Guadalcanal trafen die Typ 95 Panzer auf leichte amerikanische Panzer M2 und M3, die mit einer weit überlegenen 37 mm Kanone bewaffnet waren und keine größeren Probleme mit den Typ 95 Panzern hatten, die selber auf Nahdistanz an die amerikanischen Modelle heran mussten, um Wirkung zu erzielen. Insbesondere auf Guadalcanal, wo zum ersten Mal die Panzertruppe als eigenständige Kampfeinheit auftreten konnte, führte unter anderem das zu großen Verlusten.

 

 

 

Der Typ 95 Ha-Go war bei der Truppe wegen seiner technischen Qualitäten und der großen Zuverlässigkeit sehr beliebt und so bestanden viele Kommandeure auch weiterhin auf diesen Panzertyp, nachdem seine Schwächen im Panzerkampf deutlich wurden und obwohl modernere, bessere Typen auf die Einführung warteten. So wurde der Typ 95 der meistgebaute japanische Panzer bis 1945.

 

 

Es gab nur wenige Projekte auf Basis des Typ 95-Fahrgestells, von denen noch weniger die Prototypphase erreichten.

 

 

Daten:

 

Hersteller:

Mitsubishi,

Niigata,

Tekkosho,

Kobe Seikosho,

Kokura Rikugun Zoheisho

gebaute Fahrzeuge:

2377

Kampfgewicht: 

7,4 t

Bodendruck:

0,63 kg/cm2

Besatzung:

3 Mann

maximale Panzerstärke:

6 mm - 12 mm

Länge:

4830 mm

Breite:

2070 mm

Höhe: 

2280 mm

Kettenauflage:

2337 mm

Kettenbreite:   

251 mm

Bodenfreiheit:

390 mm

watfähig bis:

1000 mm

überschreitet:

2000 mm

klettert: 

600 mm

maximale Steigung:

40°

Motor:

6-Zylinder Benzinmotor

Leistung:

120 PS bei 1800 U/min

Straßengeschwindigkeit:

48 km/h

Geländegeschwindigkeit: 26 km/h

Reichweite:

248 km

Tankkapazität:

164 L

Getriebe:

4 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang

Leistungsgewicht:

15,6 PS/t

Bewaffnung Turm:

1 X Typ 94 37 mm Kanone

1 X 6,5 mm MG Typ 91, später 6,5 mm MG Typ 97 nicht koaxial

Bewaffnung Bug:

1 X 6,5 mm MG Typ 91 später 6,5 mm MG Typ 97

Munitionsvorrat:

119 / 2940 Schuss

 

 

Innenansichten eines Typ 95 Ha-Go

 

 

Panzerung

Turm

Aufbau

Fahrwerk

vorn

Seite

hinten

oben

vorn

Seite

hinten

oben

vorn

Seite

hinten

Stärke (mm)

12

12

12

6

12

10

8

10

12

12

8

Neigung(°)

80

80

75

0

78

45

30

0

70

90

90