Deutsche Flak 1930 bis 1945

 

Einführung

 

8,8 cm Flak 36 mit Wintertarnung im Erdeinsatz

 

Mit der Einführung der Flugzeuge im ersten Weltkrieg war eine große Veränderung in den strategischen und taktischen Vorgehensweisen im Felde verbunden. Neben den hervorragenden Eigenschaften der Flugzeuge in der Nah- und Fernaufklärung spielte mehr und mehr die direkte Unterstützung der Bodentruppen durch Bombardierungen wichtiger Punkte im Hinterland. Für Fernbombardierungen wurden damals vor allem Luftschiffe verschiedener Bauarten benutzt, die durchaus in der Lage waren, einige Zerstörung im gegnerischen Kernland zu verursachen.

Zur Verteidigung wichtiger Stellungen und auch zum Schutz der Beobachtungsballons vor Jägern forderte die Armee bereits 1915 eine Flak mittleren Kalibers. Eingesetzt wurden schließlich 37 mm Revolverkanonen der Marine, die auf Pivotlafetten gesetzt wurden. Sie besaßen noch keine Zielvorrichtungen und schossen mit 40 Schuss je Minute Sperrfeuer in der Hoffnung, etwas zu treffen.

 

Nach dem Kriegsende 1918 war es der Reichswehr durch den Versailler Vertrag verboten, verschiedenen Waffensysteme zu besitzen oder zu entwickeln. Dazu gehörten auch Fla-Waffen. Nach der Lockerung der Bestimmungen 1928 begann die Entwicklung verschiedener Systeme, darunter auch Fla-Waffen.

1932 erkannte die Genfer Abrüstungskonferenz Deutschland für die Verteidigung die Gleichberechtigung gegenüber anderen souveränen Staaten zu. Sofort begann im Reichswehrministerium die Vorbereitung zur Aufstellung von Flak-Verbänden. So sollten, neben der schweren Flak, für die Abwehr von Tieffliegern Sonderwaffen entwickelt werden. Diese sollten, entsprechend ihrer Verwendung, bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So sollte der Seitenrichtbereich 360° umfassen, das Höhenrichtfeld -20° bis +90°. Darüber hinaus war eine Beweglichkeit mit Pferde- und Kraftzug einzuplanen. Daraufhin wurden Waffen mit den Kalibern 20 mm und 37 mm entwickelt. Für den Objektschutz im Hinter- und Heimatland waren Waffen größeren Kalibers vorgesehen, die ausschließlich im Kraftzug mit Zugmaschinen beweglich sein sollten. Hier wurden bis 1945 Waffen bis zu einem Kaliber von 240 mm entworfen und zumeist auch gebaut und eingesetzt. Bis 1935 war die Flak-Artillerie dem Heer unterstellt. Am 1.4.1935 unterstellte Göring die Flak dem Kommando der Luftwaffe.

1938 erhielt jedes MG-Battalion des Heeres eine leichte Flakkompanie mit 12 Geschützen. Mittlere und schwere Flak wurden zunächst in Form von Flak-Divisionen der Luftwaffe den Armeen zugeteilt. Dies erwies sich als unzureichend und es wurden Heeresflakregimenter aufgestellt.

 In Laufe des Krieges wurde es immer wichtiger, die Waffe mobil zu machen und es gab verschiedene Zusammenbauten mit gängigen Fahrzeugen. Die Luftüberlegenheit der Alliierten führte schließlich zur Entwicklung der ersten Flakpanzer, die jedoch nur in geringen Stückzahlen zur Truppe kamen.

 

10,5 cm Eisenbahnflakbatterie

 

Schwere und schwerste Flak wurde zumeist im Heimatgebiet eingesetzt. Da der Einflug der alliierten Bomberverbände über den Kanal und Holland, später auch aus Nordafrika und Italien in Korridoren erfolgte, konnte die Luftverteidigung meist relativ früh über ihre an den Küsten und im Reichsgebiet aufgebauten Funkmesseinrichtungen ("Himmelbett") die Verteidigung mit Jägern und Flak organisieren. Außerdem war man sicher, dass bestimmte Einrichtungen im Laufe des Krieges angegriffen werden würden. Neben kriegswichtigen Betrieben gehörten leider auch die großen und mittelgroßen Städte dazu. Somit war es möglich, Geschütze um Ziele zu massieren. Solche Flaksperrfeuerbatterien bestanden zumeist aus Geschützen der Kaliber 7,5 cm (Beutewaffen) und größer. Sie waren fest eingebaut in teilweise verbunkerte Stellungen mit zentraler Feuerleitung für Großbatterien mit bis zu 48 Geschützen. Überschwere Geschütze mit einem Kaliber von 12,8 cm wurden zumeist um und in Städten eingebaut. Am bekanntesten sind in diesem Zusammenhang wohl die Flakbunker in Hamburg, Berlin und Wien. Ortfester Einsatz der schweren Flak wurde ursprünglich angedacht, um das Material für die Unterlafetten zu sparen. Leider stellte sich heraus, dass der Bau von entsprechenden Geschützsockeln mehr Stahl gebraucht wurde, als durch Verzicht auf die Lafetten eingespart wurde. Ein weiterer Nachteil der Versockelung war, dass der Gegner oft erkannte Stellungen auf dem Anflug umflog und damit wirkungslos machte. Daher machte Versockelung nur in der Nähe der Ziele Sinn. Neben diesem festen Einbau wurden zur Schwerpunktbildung Batterien mit Geschützen auf Sonderanhängern, LKW oder Eisenbahnflakbatterien in die voraussichtlichen Einflugkorridore verlegt.

Geschossen wurde zumeist Sperrfeuer mit dem Ziel, die Bomber am gezielten Wurf zu hindern. Dabei feuerte die Flak auf vorher festgelegte und eingerichtete Sperrfeuerräume. Der Nachteil dieser Methode war ein hoher Munitionsverbrauch von im Schnitt mehreren tausend Schuss je abgeschossenem Flugzeug. Nachts kamen zur Zielfindung Horchgeräte und Scheinwerfer bis zu einem Durchmesser von 2 m zum Einsatz.

Im Laufe des Krieges wurden die Heimatflakverbände mehr und mehr personell ausgedünnt und Hilfspersonal übernahm die Aufgaben der an die Front versetzten Soldaten. Dieses Hilfspersonal bestand aus Flakhelfern der Hitlerjugend oder des Reichsarbeitsdienstes. Werkschutzeinheiten übernahmen nachts einen Teil der Luftverteidigung ihrer Fabriken. Gegen Kriegsende wurden die Batterien auch im indirekten und direkten Erdzielbeschuss gegen vorrückende alliierte Einheiten eingesetzt und wegen der geringen Kampferfahrung oft verheizt.

 

Russische 85 mm Flak M39 auf 88 mm aufgebohrt mit einer Bedienung aus Flakhelfern

 

Beutegeschütze wurden, soweit möglich, in dem Land eingesetzt, in dem sie erbeutet worden waren. So konnte man die Munitionsversorgung durch Nutung der eroberten Munitionsfabriken sicherstellen, ohne längere Transportwege zu verursachen. Wenn dies nicht im nötigen Umfang möglich war, wurden die Waffen auf deutsche Kaliber umgerüstet. Das betraf zumeist die russischen Beutewaffen, da hier die Munitionsfabriken während des deutschen Vormarsches in den Ural verlegt worden waren und nur wenige Produktionsstätten erobert werden konnten. Die russischen schweren Flak wurden zumeist in Sperrfeuerbatterien eingesetzt, um ein langwieriges und kompliziertes Umrüsten der Waffen auf deutsche Kommandogeräte zu vermeiden. Nach Verschleiß der Rohre wurden die erbeuteten Waffen meist verschrottet.

 

 

 leichte Flak
 mittlere Flak
 schwere Flak

 

flak