Aufklärer der Armeeluftwaffe

 

Armee Typ 98 Nahaufklärer Tachikawa Ki-36:

 

 

 

Ein Projekt der Firma Tachikawa Flugzeugbau aufgrund einer Ausschreibung der Armeeluftwaffe aus Mai 1937 zur Entwicklung eines bewaffneten Nahaufklärers. Es handelte sich um einen Tiefdecker mit geschlossener Kanzel, einem 9-zylinder Sternmotor und festem Fahrwerk.

 

Die Vorgaben der Ausschreibung waren unter anderem:

- Höchstgeschwindigkeit 350 km/h in niedriger Höhe

- einmotoriger Eindecker

- Möglichkeit zur Nutzung kurzer, frontnaher Behelfsflugfelder

- gute Sicht aus dem Cockpit am Boden und in der Luft

- ausgezeichnete Manövrierfähigkeit im Tiefflug

- Ausstattung mit Funk und Luftbildkameras

- Möglichkeit, leichte Bomben zur Nahunterstützung zu tragen

 

Die Firma Tachikawa konstruierte ein Flugzeug in konventioneller Auslegung mit Cockpit über den Flügeln. Trotzdem wurde durch die relative Höhe des Pilotensitzes und die sich ab dem Fahrwerk nach hinten verjüngenden Flügel eine gute Sicht nach vorn und seitlich unten erreicht. Der Beobachter konnte durch große Plexiglasfenster im Boden hervorragend nach unten sehen. Dort waren auch die Kameras eingebaut. Das Fahrwerk war fest montiert und mit einer starken Federung versehen, um eine höhere Stabilität auf unebenem Boden zu erhalten. Eine aerodynamisch günstige Verkleidung verringerte den Luftwiderstand. Der Rumpf war möglichst leicht gehalten. Zusammen mit einer relativ großen Flügelfläche und großen Rudern ergab sich eine gute Manövrierfähigkeit bei geringen Geschwindigkeiten in niedrigen Höhen. Als Motor wurde ein 450 PS Hitachi 9-zylinder Sternmotor ausgewählt, der einen geringen Durchmesser hatte. Die Bewaffnung bestand aus einem fest eingebauten 7,7 mm MG rechts in der Motorverkleidung und einem nach hinten ausgerichteten, flexiblen 7,7 mm MG in einer absenkbaren Lafette hinter dem Beobachtersitz. Unter den Flügeln gab es Vorrichtungen zur Montage von Halterungen für bis zu zehn 15 kg Bomben.

 

 

Der erste Prototyp wurde im März 1938 fertig gestellt, Erstflug war Ende April. Die relativ unspezifischen Vorgaben wurden eingehalten und die Manövrierfähigkeit wurde als ausreichend bewertet, jedoch nicht als außergewöhnlich. Allerdings wurden die guten Start- und Landeeigenschaften auf einfachen Flugfeldern herausgehoben. Aufgrund der Flügelform gab es einen erhöhten Luftwiderstand an den Flügelspitzen, der die Flugeigenschaften im langsamen Flug deutlich behinderte. Daher wurden entsprechende aerodynamische Änderungen vorgenommen, um dies zu reduzieren. Durch weitere kleinere Änderungen wurde die Manövrierfähigkeit und Handhabung weiter verbessert, so dass die Maschine Mitte 1938 offiziell eingeführt wurde. Die Serienfertigung begann im November 1938.

 

Zwei Versionen sind bekant:

- Ki-36 ist die Nahaufklärer-Basisversion

- Ki-55 ist die Trainer-Basisversion (Details siehe unter Ki-55)

 

Von März 1938 bis Januar 1944 wurden insgesamt 1344 Ki-36 gebaut. Alliierte Codebezeichnung war "Ida".

 

Der erste Kampfeinsatz erfolgte Anfang 1939 in China. Die Maschinen wurden in kleinen Gruppen direkt der Infanterie unterstellt. Die Fähigkeit, auf nahezu allen verdichteten Untergründen zu landen und die Möglichkeit zur Bewaffnung mit Bomben machte die Maschine sehr wertvoll für die direkte Gefechtsfeldaufklärung und Nahunterstützung. Neben Funk konnte die Kommunikation mit den Feldkommandeuren aufgrund der geringen Mindestfluggeschwindigkeit auch durch gezielten Abwurf von Nachrichten erfolgen. Entsprechend beliebt war sie. Mit dem verstärkten Aufkommen alliierter Jäger ab 1943 wurden die relativ langsamen Maschinen immer öfter abgeschossen. Daher wurden sie ab diesem Zeitpunkt fast nur noch in China eingesetzt, wo zum einen weniger moderne Feindmaschinen eingesetzt wurden und zum anderen der eigene Jagdschutz noch ausreichend vertreten war. Außerdem wurden viele Maschinen an die thailändische Luftwaffe abgegeben. Ab Ende 1944 wurden auch die Ki-36, ausgestattet mit einer 250 kg Bombe unter dem Rumpf, bei Selbstopferungsangriffen verwendet.

 

 

Nach dem Krieg wurden dort zurückgelassene Maschinen von der indonesischen Befreiungsarmee gegen die niederländischen Kolonialtruppen eingesetzt.

 

 

Daten:

 

Entwicklungsfirma:

Tachikawa Flugzeugbau

Besatzung: Pilot, Beobachter/Bordschütze

Länge:

8,0 m

Spannweite:

11,8 m

Höhe

3,64 m

Flügelfläche:

20,0 m²

Leergewicht:

1247 kg

Normalgewicht:

1660 kg

Maximalgewicht:

n. b.

Motor:

Hitachi Armee Typ 98 luftgekühlter 9-zylinder Sternmotor (Hitachi Ha-13a)

Motorleistung normal: 450 PS

Motorleistung maximal:

510 PS

Propeller:

Zweiblatt, Holz

Höchstgeschwindigkeit:

348 km/h auf 1800 m

Steigrate: 6 Min. 39 Sek. auf 3000 m

Reisegeschwindigkeit:

236 km/h

Reichweite:

1235 km

Flügeldruck:

83,0 kg/m²

Leistungsgewicht:

3,3 kg/PS

Panzerung:

keine

Funkmessgeräte: keine

Bewaffnung:

1 X Typ 89 7,7 mm MG fest, 1 X Typ 89 7,7 mm MG flexibel

10 X 15 kg Bombe, bis zu 1 X 250 kg Bombe bei Selbstopferungsangriffen nur mit Pilot

Hersteller:

Tachikawa Flugzeugbau (862), Kawasaki (472)