sonstige Fluggeräte der Armeeluftwaffe

 

Armee experimentelles zweimotoriges Forschungsflugzeug Tachikawa Ki-77:

 

陸軍試製双発研究試作機 キ-77

 

 

 

 

Ein Projekt der Firma Tachikawa Flugzeugbau in Zusammenarbeit mit dem Luftfahrttechnischen Forschungsinstitut der Universität Tokyo aus 1940 für ein Ultralangstrecken-Forschungsflugzeug. Es handelte sich um einen stromlinienförmigen Tiefdecker ohne Druckkabine in Ganzmetallbauweise mit Einziehfahrwerk und zwei luftgekühlten 14-Zylinder Doppelreihen-Sternmotoren.

 

1939 trat die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun an die Armeeluftwaffe heran, um ein spezielles Ultralangstreckenflugzeug für Forschungs- und Propagandazwecke im Ausland vorzuschlagen. Da man selbst einen Mangel an schweren Langstreckenbombern sah, stimmte die Armeeluftwaffe dem Vorschlag zu. Tachikawa und das Luftfahrttechnische Forschungsinstitut der Universität Tokyo wurden beauftragt, eine entsprechende Maschine für Reichweiten von mindestens 10.000 km zu schaffen. Ziel war zunächst ein Flug von Tokyo nach New York mit möglichst wenig Zwischenstopps. Die hohen Kosten teilten sich die Zeitung und die Armeeluftwaffe. Die Entwicklung lief unter dem Namen A-26, wobei das A für die aufgehende Sonne als Symbol des Kaisers und die 26 für das 2600. Jahr des Kaiserreichs Japan (= 1940) stand.

 

Die Planung und die Prototypenfertigung verliefen langsam, da die Forscher an der Universität nicht daran gewöhnt waren, ein solch großes Projekt zusammen mit anderen zu entwerfen. So kam es immer wieder zu Stockungen zwischen der Planungs- und Konstruktionsmannschaft. Mit dem Beginn des Krieges im Pazifik im Dezember 1941 fiel dann das geplante Ziel weg. Alle anderen möglichen Ziele machten einen Flug durch feindlichen Luftraum nötig. Daher zog sich die Asahi Shimbun Anfang 1942 mit Zustimmung der Armeeluftwaffe aus dem Projekt zurück. Das Projekt wurde weitergeführt und dabei einige Bauelemente aus der Planung für den Experimentellen Bomber Ki-74 übernommen. Bis November 1942 wurden schließlich zwei identische Prototypen gefertigt.

 

 

Dabei wurde auf eine Druckkabine aus Zeit- und Kostengründen verzichtet .4Statt dessen sollte die Kabine luftdicht sein und den Sauerstoff an Bord halten können. Die Rumpfform folgte der des in der Entwicklung befindlichen Typ 100 Fernaufklärers Modell III. Das große Seitenleitwerk und die Höhenleitwerke entsprachen den Planungen für die Ki-74. Auch die beiden Flügel wurden weitestgehend daraus übernommen. Sie wurden relativ weit vorn am Rumpf montiert, um die Luftströmung zu den Leitwerken zu verbessern. Deren Bau war jedoch schwierig, zumal sie integrierte Treibstofftanks hatten. Deren Dichtigkeit war zunächst nicht gegeben. Erst nach größeren Reparatur- und Umbaumaßnahhmen konnte das Problem weitestgehend unter Kontrolle gebracht werden. So waren insgesamt über 450 Personen allein mit dem Bau der vier benötigten Flügel beschäftigt.

 

Blick in die Pilotenkanzel

 

Die Motoren waren zur Verringerung des Luftwiderstands in die Flügel eingebaut, so dass die Verkleidungen nur so wenig wie möglich überstanden. Die ursprünglich vorgesehene Neuentwicklung von Motoren wurde fallen gelassen und statt dessen auf den sehr zuverlässigen Nakajima Ha 115 zurückgegriffen. Dafür warendie Motorverkleidungen jedoch nur grade eben ausreichend, so dass die nötige Kühlluftzug zu gering wurde. Dadurch kam es in der Erprobung immer wieder zu Motorölüberhitzungen und Schäden an den Zündkerzen. Erst kleinere Änderungen wie ein zusätzlicher Ölkühler lösten dieses Problem.

 

Auch die Dichtigkeit des Rumpfes erwies sich als nicht ausreichend, so dass zusätzliche Sauerstofflaschen mitgeführt werden mussten. Die Besatzung sollte ursprünglich aus acht Mann bestehen. Nach dem Ausstieg der Zeitung verblieben sechs Mann als nötige Besatzung,: Pilot, Kopilot, zwei Funker und zwei Bordmechaniker. Eine Bewaffnung war nicht vorgesehen.

 

Verladen von Sauerstoff-Druckflaschen

 

Prototyp Nummer 2 wurde im Sommer 1943 für einen Rekordflug nach Deutschland über Singapur vorbereitet. Zwar war man da mit der Sowjetunion noch vertraglich verbunden, konnte aber aufgrund der Kriegssituation keine Überflugrechte ins Deutsche Reich erhalten. Daher wurde eine Südroute über Singapur in den deutsch besetzten Teil der Sowjetunion geplant, die jedoch durch feindlichen, britischen Luftraum führte. Der Flug startete wie geplant am 30.06.1973 mit mehreren Armeevertretern und Journalisten an Bord auf dem Flughafen Tama bei Tokyo. Im Direktflug erreichte die Maschine Singapur, wo sie nochmals überholt und aufgetankt wurde. Am 07.07.1943 erfolgte der Start in Richtung der deutsch besetzten Sowjetunion. Dort ist sie nicht angekommen. Das Schicksal der Maschine ist ungeklärt, zumal eine strikte Funkstille angeordnet worden war.

 

 

Prototyp Nummer 1 erreichte 1944 bei einem Nonstopflug um eine abgesteckte Dreiecksstrecke in Nordchina nach japanischen Angaben eine Flugstrecke von 16.435 km in 57 Stunden und 12 Minuten. Da keine internatonalen Beobachter anwesen waren, erfolgte keine Anerkennung durch die Fédération Aeronautique Internationale. Ende 1944 wurde die Maschine nach Kofu bei Tokyo verbracht und dort abgestellt. Aufgrund der Luftlage waren zu der Zeit keine weiteren Testflüge mehr möglich.

 

Bei Kriegsende wurde die Maschine dort von der US-Armee übernommen. Diese befahl den Transport per Flugzeugträger in die USA. Da die Maschine nicht mehr gewartet worden war, mussten verschieden Reparaturen unternommen werden, bevor der Transport erfolgen konnte. 1946 wurde das Flugzeug zusammen mit einer Ki-74 an Bord des Geleitträgers USS Bogue in die USA transportiert. Dabei kam es in einem Sturm zu einigen Schäden. Trotzdem wurden noch einige Tests auf einem Flugplatz in Pennsylvania vorgenommen, bevor 1949 die Verschrottung erfolgte.

 

 

Daten:

 

Entwicklungsfirma:

Kaiserliche Universität Tokyo und Tachikawa Flugzeugbau 

Besatzung: Pilot, Kopilot, 2 Funker, 2 Bordmechaniker

Länge:

15,30 m

Spannweite:

29,43 m

Höhe

3,85 m

Flügelfläche:

79,56 m²

Leergewicht:

7237 kg

Normalgewicht:

16.735 kg

Maximalgewicht:

n. b.

Motor:

2 X luftgekühlter Nakajima Ha-115 14-Zylinder Doppelreihen-Sternmotor

Motorleistung normal: 2 X 1000 PS

Motorleistung maximal:

2 X 1090 PS

Propeller:

Dreiblatt, Metall

Höchstgeschwindigkeit:

440 km/h

Steigrate: 6000 m in 24 Minuten

Reisegeschwindigkeit:

300 km/h

Reichweite:

geplant: 18.000 km bei 300 km/h

maximale Flughöhe: n. b.

Flügeldruck:

n. b.

Leistungsgewicht:

n. b.

Panzerung:

keine

Bewaffnung:

keine

Hersteller:

Tachikawa Flugzeugbau

 

 

Verwendete Literatur und Internetquellen: 

- Wikipedia Japan: "Ki-77 (Flugzeug)"

キ77 (航空機) - Wikipedia

Originaltext: japanisch

- R. J. Francillon: " Japanische Flugzeuge des Pazifikkrieges", Putnam & Company Ltd, London, 1. Auflage 1970, SBN 370 00033 1,

Originaltext englisch

- Flude, Ray: "Berlin oder Tod: Japan's Tokyo–Berlin-Versuch 1943", aus: The Aviation Historian, Ausgabe 25, 2018, ISSN 2051-1930,

Originaltext englisch 

- Ando Aneto : "Kaiserliche Armee und Marine Flugzeuge 1910 bis 1945" Shin Epoch Press, Tokyo, 1. Auflage 1994, ISBN 4-88317-24-57,

Originaltext: japanisch