type 99 anti tank mine, Typ 99 Panzerabwehrmine

 

Japanische Sprengladungen

 

Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung

 

九九式破甲爆雷

 

 

 

einsatzbereite Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung

Im August 1935 kam im Armee-Teschnischen Hauptquartier die Idee auf, spezielle Haftladungen für das Ausschalten von Panzern und anderen, gepanzerten Fahrzeugen zu entwickeln. Dabei wurden zwei Ansätze verfolgt. Beim ersten sollte der Sprengstoff mit Hilfe von Magneten an der Außenseite des Fahrzeugs platziert oder auf das Fahrzeug geworfen werden, beim zweiten mittels eines Haftmittels ähnlich wie bei der britischen No. 74 Haftgranate. Ziel sollte bei leichter gepanzerten Fahrzeugen das Durchschlagen der Panzerung und bei schwereren Fahrzeugen das Absprengen von Splittern in den Innenraum sein.

 

Erste Tests erfolgten Ende 1935 auf dem Truppenübungsplatz Narashino. Dabei kam bei der Magnetvariante zunächst ein einfacher Eisenblock zu Einsatz, der zunächst magnetisiert werden musste. Er wurden dann eine Halterung innerhalb der Trinitrotoluol-Sprengladung so eingesetzt, dass er geringfügig unter herausragte. Bei der Adhäsionslösung wurde dem Sprengstoff ein Haftmittel und weitere Chemikalien hinzugefügt, wodurch er verformbar wurde und an der Panzerung haftete. Die Zündung erfolgte jeweils durch einen 10-Sekunden-Zeitzünder. Bei beiden Versionen gab es zunächst Probleme mit einer zu geringen Haftwirkung. Anfang 1936 erfolgten Überarbeitungen der Konzepte. So wurden die Eisenblöcke bei der Magnetvariante durch größere ersetzt, die ein stärkeres Magnetfeld ermöglichten. Zudem wurde die Sprengladung vergrößert. Entsprechende Tests erfolgten im Juni 1936, waren aber wieder nur teilweise erfolgreich. Die Haftwirkung war auch aufgrund der Gewichtserhöhung immer noch nicht ausreichend. Zudem reduzierte sich der Grad der Magnetisierung mit der Zeit, so dass ein Einsatz nach längerer Zeit nach dem Magnetisieren bei plötzlich auftauchenden Feindfahrzeugen damit enden konnte, dass der Sprengsatz einfach herunterfiel. Im August 1936 wurde daher beschlossen, auf Permanentmagnete zu wechseln.

Bis 1937 wurden die beiden Vorschläge konkretisiert und offiziell vorgeschlagen. Nach eingehender Prüfung wurden sie dann im Juli 1937 unter der Bezeichnung "Land-Geheimwaffe 92" offiziell in die Forschungsliste des Armee-Technischen Hauptquartierts übernommen. Die Haftsprengstoff-Variante wurde zur weiteren Erforschung an das Forschungsinstitut des Armeearsenal Tokyo ausgelagert, da dort die nötigen chemischen Kenntnisse in größerem Umfang vorhanden waren. Im Oktober 1937 wurden beide Forschungszweige wieder zusammengebracht und eine Prototypversion gefertig, die Haftsprengstoff und Magnete kombinierte. Dabei wurde die Sprengstoffmenge, die zum Durchschlag von 20 mm Panzerstahl voraussichtlich benötigt wurde, berechnet. Das Ergebnis war bezüglich der Haftwirkung zufriedenstellend, jedoch konnte die Sprengwirkung nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Zudem ergab sich bei Klimatests in einer Kühlanlage das Problem, dass der Haftsprengstoff bei -15°C wieder fest wurde und dann nicht mehr haftete. Diese Temperatur wurden in der Mandschurei und in Nordchina im Winter jedoch regelmäßig unterschritten, was einen Einsatz dort in diesen Temperaturperioden unmöglich gemacht hätte. Ein weiteres Problem war, dass der Zünder nicht gleichmäßig abbrannte, so dass die Zündzeit um mehrere Sekunden variieren konnte.

Bis Februar 1938 wurden verschiedene Änderungen vorgenommen und eine weitere Prototypversion einsatzbereit gemacht. Tests ergaben eine deutlich gleichmäßigeres Abbrennen des Zünders. Dafür machte nun die Zündladung Probleme, da sie nun ungleichmäßiger durchzündete. Auch war die Haftwirkung weiterhin nicht ausreichend, so dass die Entscheidung getroffen wurde, den Magneten in vier gleich große Stücke zu zerlegen und in 90°-Winkeln zueinander an der Außenseite der Sprengladung zu platzieren. Dies hatte zudem den Vorteil, dass man bei Bedarf zwei Sprengladungen aneinanderstecken konnte, ohne diese weiter miteinander verbinden zu müssen.

 

 

Ein Panzerkommandant inspiziert eine nicht detonierte Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung an seinem US Light M3 bei Munda-Point, Neu-Georgien

 

Im April 1938 wurde der Versuch unternommen, den Sprengstoff durch Hexogen zu ersetzen. Dieses erwies sich jedoch als zu unsicher in der Handhabung für das vorgesehene Einsatzspektrum. Im Juni 1938 war zudem eine Mischung aus Sprengstoff, Weichmacher und Haftmittel gefunden, die auch bei -40°C nicht fest wurde. Allerdings war die Mischung korrosiv, so dass sie in einen ölgetränkten Stoffsack wasserdicht eingeschlossen werden musste. Ansonsten hätte sie den Sprengstoffbehälter, der für die Anbringung der Magneten nötig war, angegriffen. Leider waren die vorhandenen Imprägnieröle nicht so kältebeständig wie der Haftsprengstoff, so dass ein neues entwickelt werden musste. Zudem mussten die ölgetränkten Säcke in speziellen Transportkisten transportiert werden.

Ende 1938 wurde beschlossen, eine Prototypversion mit durch Bleche getrennten, gegossenen Blöcken aus einer Mischung von Trinitrotoluol und Hexogen als Sprengladung zu entwickeln. Die Verwendung eines Haftsprengstoff wäre damit unnötig geworden. Das Ergebnis war zufriedenstellend, auch wenn die 20 mm Panzerplatten nicht durchschlagen werden konnten. Dies war aber duch eine Erhöhung der Sprengstoffmenge möglich. Daher wurde beschlossen, sich auf diese Lösung zu beschränken. Die Haftsprengstoffentwicklung wurde entsprechend Anfang Januar 1939 eingestellt. Zeitgleich wurde ein neuer Zünder getestet, der bei einem Test Mitte Januar 1939 auch bei -40°C gleichmäßig und verläßlich abbrannte. Allerdings war die Wirkung des Zündsatzes nicht ausreichend, um den Sprengstoff sicher zu zünden.

Bis März 1939 war dieses Problem gelöst und es konnte eine Prototypversion für einen Realtest vorbereitet werden. Dieser erfolgte im April 1939. Unter anderem wurde die Wirkung an einem Typ 97 Mittleren Panzer Chi-Ha getestet, der seitlich und am Heck problemlos durchschlagen wurde. Die Wirkung im Inneren war dabei noch stark genug, um wichtige Bauteile oder Teile der Mannschaft außer Gefecht zu setzen. Im Juli wurden mehrere Versuchsmodelle an den Armeeschulen der relevanten Teilstreitkräfte Infanterie, Kavallerie und Artillerie ausgeliefert und dort auf ihre Einsatztauglichkeit getestet. Bis Oktober 1939 wurden verschiedene, vorgeschlagene Detailverbesserungen wie eine Verlegung des Zünders von der Oberseite auf die Schmalseite zwischen die Magneten vorgenommen. Dann erfolgte ein Einsatztest bei einem großen Armeemanöver, bei dem Transport, Vorbereitung und Einsatz erfolgreich und zur Zufriedenheit der Armee geübt wurden. Ende 1939 erfolgte daher der Entschluss der Armeeführung, die Haftmine als "Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung" offiziell einzuführen. Zusätzlich erfolgte weiterhin die Einstufung als Geheimwaffe. Letzte Änderungen wurden bis Januar 1940 erfolgreich durchgeführt und danach die Entwicklung als erfolgreich beendet eingestuft.

 

Die Sprengladung bestand aus drei Elementen:

 

* Sprengkörper

* vier Magneten

* Zeitzünder mit 10-Sekunden-Verzögerungsladung

 

 

 

Der Sprengkörper bestand aus einer kreisrunden Metalldose von 38 mm Höhe und 128 mm Durchmesser. Diese war durch Trennbleche in 8 Sektionen aufgeteilt. in jeder Sektion wurde ein Sprengstoffblock mit einer Mischung aus Trinitrotoluol und Hexogen eingegossen. An der Außenseite waren in einem Winkel von 90 ° zueinander vier Halterungen für die Magnete angeschweißt. An einer Seite war zwischen zwei Magnethalterungen ein zylindrischer Freiraum für den Zünder mittig in den Sprengkörper und die Sprengladungen eingelassen. In diesem Zylinder war im inneren am unteren Ende eine Hülse mir Zünd- und Übertragungsladung fest eingebaut. In einem Innengewinde am oberen Hülsenrand konnte der Zünder eingeschraubt werden. Um bei niedrigen Temperaturen ein Festkleben der Haut des Soldaten zu verhindern, war der metallene Sprengkörper mit einem Bezug aus Jutestoff umhüllt.

 

Die vier Permanentmagnete wurden bei der Fertigung in den Halterungen am Sprengkörper festgeschraubt. Die Pole waren mit weißen Buchstaben gekennzeichnet, damit ein gegebenenfalls nötiger, zweiter Sprengkörper ohne großen Aufwand richtig herum hinzugefügt werden konnte.

 

zerlegter Zünder der Typ 99 Panzerbrechenden Sprengladung, unten einer der Haltestifte

 

Der Zünder hatte eine Länge von 130 mm. Er bestand im wesentlichen aus dem Kopf mit Kappe, zwei Spiralfedern und dem Schlagbolzen. Die Kappe sicherte mittels zweier Haltestifte und einer Haltefeder die Schlagbolzen-Spiralfeder. Zum Auslösen wurde die Kappe gegen einen harten Gegenstand (Stein, Helm und so weiter) geschlagen. Dadurch wurden die Haltestifte freigegeben und fielen in die Kappe. Die Schlagbolzenfeder wurde dadurch frei und schleuderte den Schlagbolzen auf das Zündhütchen. Ein Sicherungsstift unter dem Kopf verhinderte das Auftreffen des Schlagbolzens auf dem Zündhütchen bei einer versehentlichen Auslösung. Unter dem Zündhütchen war die 10-Sekunde-Verzögerungsladung eingebaut. War die Sicherung eingeschraubt, zündete dieser kurz vor dem Ausbrennen die Übertragungsladung, die die Sprengladung detonieren ließ.

 

Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung mit Holzstift im Zünderloch, hinten díe Tragetasche

 

Der Transport der Sprengladung erfolgte in Transportkisten zu 20 Ladungen. Dabei wurde der Zünder durch einen hölzernen Schutzeinsatz im Zünderloch ersetzt. Die Zünder wurden gesondert in Schutzröhrchen verpackt und in einer Zünderkiste ausgeliefert. An der Front wurden ein Sprengkörper und ein Zünderröhrchen von den Soldaten in einer U-förmigen Gürteltasche aus Stoff mitgeführt. Direkt vor dem Einsatz wurde der Holzeinsatz entfernt und der Zünder aus seinem Schutzröhrchen entnommen und eingeschraubt. Beim Einsatz wurde erst der Sicherungsstift gezogen und dann der Sprengkörper mit dem Zünder nach unten auf eine harte Unterlage geschlagen. Danach wurde er entweder auf das Fahrzeug geworfen oder am Fahrzeug festgedrückt. Dann ging der Soldat wieder in Deckung.

Der Einsatz erfolgte bei der Infanterie bis Kriegsende, insbesondere bei Panzerabwehrtrupps. Die Truppe bezeichnete die Sprengladung aufgrund der Form auch als "Schildkrötenkind" oder "Schildkröte"

 

Nach japanischen Tests konnten mit einer Sprengladung 20 mm Panzerstahl und mit zwei aneinander haftenden Ladungen bis 40 mm Panzerstahl durchschlagen werden. Amerikanische Tests ergaben für amerikanische Panzerfahrzeuge Durchschlagsleistungen von 19 mm beziehungsweise 32 mm Panzerstahl. Damit konnte der M4 Sherman mit Doppelladungen sowohl auf dem Motorraum als auch auf dem Turmdach sowie am Unterboden problemlos durchschlagen werden. Aber bereits eine Ladung konnte mit Glück im Inneren Splitter aus der Panzerung herausschlagen und diese durch den Kampfraum schießen lassen.

 

In der westlichen Literatur wird die Sprengladung basierend aus US-amerikanischen Berichten meist als "Typ 99 Panzerabwehrmine" bezeichnet. Es war jedoch nie vorgesehen, die Waffe als Mine im Boden zu platzieren. Es gab auch keinen entsprechenden Druck- oder Abreißzünder, der für eine solche Nutzung nötig gewesen wären.

 

 

Daten:

 

Durchmesser:

128 mm ohne Magnetenhalterungen und Zünder

Höhe mit Zünder: 38 mm

Gewicht mit Zünder:

1400  g

Gewicht Sprengladung:

630 g

Sprengladungstyp:

Mischung aus Trinitrotoluol und Hexogen

Zünder:

Aufschlag-Zeitzünder

Zündverzögerung:

10 Sekunden

 

 

Verwendete Literatur und Internetquellen:

 

- Sayama Jirō: "Einführung in die Pioniere: eine sorgfältige Studie", Kojinsha, Tokyo, Dezember 2001, ISBN 978-4-7698-2329-2

Originaltext japanisch

- Armeeministerium: "Genereller Überblick über Geheimwaffen", Armeeministerium des Kaiserreichs Japan, 1945, Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer A03032131400

秘密兵器概説綴・陸軍省調製 (archives.go.jp)

Originaltext japanisch

- Armeeministerium: "Authorisierung von Waffen und Sprengstoffen: Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung und drei weitere Dinge", Heeresministerium des Kaiserreichs Japan, Januar 1940, Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer C01004900400

爆破用火薬火具九九式破甲爆雷外3点制式制定の件 (archives.go.jp)

Originaltext japanisch

- Wikipedia Japan: "Typ 99 Panzerbrechende Sprengladung"

九九式破甲爆雷

Originaltext japanisch

- Inert Ordnance .Net: "Type 99 Magnetic Anti-Tank Grenade - a.k.a. "Turtle Mine""

Japanese Type 99 Magnetic Grenade

Originaltext englisch