leichte Flottenträger der Ryūjō-Klasse

 

 

leichter Flottenträger Ryūjō:

 

 

(Heiliger Drache)

 

 

 

Am 26.11.1929 wurde dieses Schiff im Rahmen des Flottenplans von 1927 in der Marinewerft Yokohama begonnen. Die Planung sah ein kleines Schiff von etwa 8000 t Leergewicht mit starker Verteidigungsbewaffnung vor. Die Flugzeuge sollten in einem Hangar untergebracht werden. Die Einsatzerfahrungen der vorhandenen Träger Akagi, Hōshō und Kaga sollten beim Bau mit eingearbeitet werden.

 

 

Nach dem Stapellauf am 02.04.1931 wurde der Rumpf zum Marinestützpunkt Yokosuka gebracht und dort der Bau der Aufbauten begonnen. Abweichend von der ursprünglichen Planung sollten nun zwei Hangardecks übereinander eingebaut werden, um die mögliche Flugzeugkapazität zu erhöhen.

 

Die Bewaffnung war knapp unterhalb der Ebene des Flugdecks auf an den Aufbauten abgestützten Emporen montiert. Weitere Emporen wurden für optische Richthilfen, Scheinwerfer, Landelichtsysteme sowie Luft- und Seeüberwachung angebaut. Zur Vereinfachung der Flugoperationen und der Flugdeckbewegungen wurde auf eine Brücke auf dem Flugdeck verzichtet. Alle Kommandozentralen waren unterhalb der Brücke im vorderen Bereich des Aufbaus eingebaut.

 

Als Bewaffnung waren sechs Typ 89 12,7 cm Zwillingskanonen sowie 24 7,7 mm MG vorgesehen. Die Geschütze waren zu je drei rechts und links etwa in Schiffsmitte angeordnet. Auf der rechten Seite waren die Emporen etwas nach vorn versetzt, da dort die beiden seitlich angeordneten Schornsteine die Abgase der sechs ölbefeuerten Kampon-Kessel abführten. Die Dampfkessel trieben zwei Sätze Parsons-Gasturbinen an, die jeweils auf eine Schraubenwelle wirkten.

 

Ursprüngliche Lage der Schornsteine auf Höhe des unteren Hangardecks

 

Die Gesamtleistung der Maschinenanlage betrug 65000 PS, die dem mit voller Ausrüstung 10150 t schweren Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 29 Knoten/Stunde ermöglichten. Der Vorrat an Schweröl lag bei 2490 t.

 

Das rechteckige Flugdeck war mit 156,5 m Länge und gut 19 m Breite klein. Es endete vorn oberhalb der Brücke, die vorn in den Aufbauten eingebaut wurde. Am Heck ging das Flugdeck über die Aufbauten hinaus und wurde daher durch zwei v-förmig angeordnete Stahlträger gestützt.  Die beiden Hangardecks waren jeweils durch eine feuerfeste Wand in zwei Teile aufgeteilt, so dass insgesamt 4 Hangars entstanden. Die vorderen Hangars waren für Jäger ausgelegt, die über einen Aufzug von 11,10 m X 15,70 m am vorderen Hangarende etwa auf Höhe der vorderen Geschützemporen auf das Flugdeck transportiert werden konnten. Die hinteren Hangars waren Sturz- und Torpedobomber vorgesehen, für die ein kleinerer Aufzug von 10,80 m X 8,00 m am hinteren Hangarende zur Verfügung stand. Die Hangars waren mit Vorrichtungen für den Transport der Flugzeuge vom Aufzug zu den Ruhepositionen ausgestattet.

 

 

Im Bereich zwischen dem hinteren Hangar und dem vorderen Schornstein konnten 6 Fangseile gespannt werden. Ein weiteres Fangseil war auf Höhe der mittleren Geschützempore eingebaut. Dort konnte auch ein Fangnetz aufgerichtet werden. Eine Abweiserwand konnte zwischen dem vorderen Hangar und dem vorderen Ende des Flugdecks errichtet werden.

 

Rechts und links des Flugdecks waren versetzt jeweils zwei große Funkmasten angebracht, die zur Seite geklappt und dann hydraulisch abgesenkt werden konnten. Auf der linken Seite waren diese Masten auf Höhe der Abweiserwand und hinter der hinteren Geschützempore, rechts vor der vordersten Geschützempore und hinter den Schornsteinen befestigt. Je ein Entfernungsmesser für die Geschütze war rechts und links auf einer Empore mittig zwischen den vorderen Antennenmasten eingebaut

 

Auf dem Bug waren zwei schwere Kettenzüge für die Anker montiert.

 

 

 

Auf dem Heck war hinten eine kleinere Empore montiert, auf der weitere Landehilfen eingebaut werden konnten.

 

 

Bis zu acht größere Beiboote wurden rechts und links an den Aufbauten mitgeführt.

 

Die Besatzung von zunächst 600 Mann lebte unter dem Deck in engen Mannschaftsquartieren und wenigen größeren Offizierskajüten.

 

Nach Indienststellung wurde der Flugbetrieb mit A1N1, A2N1 und A4N1 Doppeldecker-Jagdflugzeugen und D1A1 Doppeldecker-Sturzbombern aufgenommen. Auch B3Y1 Doppeldecker-Torpedobomber und E3N4-C Doppeldecker-Aufklärer wurden getestet. Bereits während der Erprobungsphase nach der Indienststellung am 09.05.1933 erwies sich der Träger mit seiner Nutzlast von maximal 48 Flugzeugen als zu toplastig, was bereits bei mittlerem Seegang zu einem starken Rollen und Schlingern des Schiffs führte. Dies machte wiederum Flugoperationen und den technischen Dienst auf den Hangardecks unmöglich. Damit war das Schiff nicht gefechtstauglich. So wurde das Schiff Anfang 1934 wieder in die Werft gebracht und bis 1936 grundlegend überarbeitet.

 

 

Zur Verbesserung der Seegängigkeit wurde ein massiver Kiel angebaut. Darüber hinaus wurde auf beiden Seiten jeweils das hintere 12,7 cm-Zwillingsgeschütz durch eine Typ 96 25 mm Zwillingsmaschinenkanone ersetzt. Je drei Typ 93 13,2 mm Vierlingsmaschinenkanonen pro Seite ersetzten die Typ 92 7,7 mm Maschinengewehre in der Fliegerabwehrrolle. Diese wurden auf je zwei Emporen auf Höhe des hinteren Aufzugs und je einer Empore am hinteren Ende der Brücke eingebaut.

 

Die Brücke selbst wurde zur Verbesserung der Übersicht an den Seiten nach hinten schräg zurückgebaut. Dadurch verbesserte sich die Übersicht insbesondere nach rechts und links vorn. Weitere optische Geräte wurden vorn an der Brücke angebaut.

 

 

Die Maschinenanlage wurde überarbeitet, um das zusätzliche Gewicht von etwa 2330 t ohne größeren Verlust an Geschwindigkeit bewegen zu können. Die Maschinenleistung wurde dazu auf 66270 PS gesteigert. Zudem wurden die Schornsteine direkt unter das Flugdeck auf Höhe des oberen Hangardecks verlegt. Dadurch wurden die Abgase nun nach hinten unten statt nur nach hinten abgeleitet. Ergebnis war eine verbesserte Sicht der Piloten bei der Landung.

 

Die Mannschaftsstärke stieg auf 924 Mann, was zu einem noch größeren Gedränge in den Mannschaftsunterkünften geführt hat.

 

 

Nach Abschluss der Umbauarbeiten 1936 erwies sich das Schiff als äußerst seegängig und konnte in den aktiven Dienst als leichter Flottenträger übernommen werden. Die Anzahl der Flugzeuge betrug nun 40, da die neueren Modelle größere Ausmaße hatten. Einziger Nachteil des Umbaus war, dass das Vorschiff nun durch den größeren Tiefgang bei schwerer See viel Wasser übernahm.

 

Als grundlegendes Problem erwiesen sich auf längere Sicht nun das kurze Flugdeck und der kleine hintere Aufzug. Wegen der geringen Ausmaße des Aufzugs konnten die moderneren D3A Sturzbomber mit ihrer Spannweite von 14,37 m nicht genutzt werden. Eine Verwendung des vorderen Hangars war nicht möglich, da der hintere Aufzug auch für die modernen Jägertypen nicht groß genug war und der vordere Hangar dazu noch nicht für größere Lasten wie zum Beispiel voll ausgerüstete Sturzbomber ausgelegt war. Der Einbau eines größeren Aufzugs hätte aber zum einen die knappen Werftkapazitäten belastet und zum anderen den ohnehin schon knappen Hangarplatz weiter eingeschränkt. Daher wurden nur B5N Torpedobomber mitgeführt, deren klappbare Flügel den Transport mit dem Aufzug ermöglichten.

Das kurze Flugdeck von 156 m Länge brachte dadurch aber das Problem mit sich, dass die B5N-Bomber weder mit ihrer vollen Bombenlast von 800 kg noch mit dem 800 kg Flugzeugtorpedo sicher starten konnten. Die zur Verfügung stehende maximale Startstrecke betrug 140 m, was nur bei einem Gegenwind von mindestens 30 kn ausreichend war. Da das Schiff aber nur maximal 29 kn schnell war, war ein Start mir voller Beladung nur bei entsprechendem Gegenwind möglich und das auch nur mit einem Flugzeug gleichzeitig. Weitere Flugzeuge hätten erst nach dem Start auf das Flugdeck gebracht werden können. Ein effektiver Einsatz der Kampfgruppe wäre dadurch nicht möglich gewesen. Daher wurden die B5N maximal nur mit 2 250 kg Bomben beladen. So konnte dann eine taktische Einsatzgruppe von 2-5 Flugzeugen bei Höchstgeschwindigkeit des Trägers gleichzeitig starten.

 

Nach Herstellung der vollen Einsatzbereitschaft wurde die Ryūjō zunächst zusammen mit der Hōshō in der 1. Trägerdivision gegen Ziel in China eingesetzt. Zum Einsatz kamen hier 9 A4N1 Doppeldecker-Jagdmaschinen, 12  D1A1 Doppeldecker-Sturzbomber und 9 B3Y1 Doppeldecker-Torpedobomber. 1938 wurde der Träger dann Flaggschiff der 3. Trägerdivision, die es zusammen mit dem Seeflugzeugtender "Kasuga Maru" innerhalb der 1. Trägerflotte bildete. Im Rahmen des 2. chinesisch-japanischen Krieges erfolgten weitere Einsätze. Die Ausstattung an Flugzeugen umfasste zu diesem Zeitpunkt 9 A5M1 Jagdmaschinen und 15 D1A2 Doppeldecker-Sturzbomber.

 

 

1940 wurde dann zur Verbesserung der Seegängigkeit das Vorschiff erhöht. Außerdem wurde die Brücke im Hinblick auf die gemachten Einsatzerfahrungen erneut geringfügig umgestaltet. Das Flugdeck wurde vorn an die Form der Brücke angepasst und war nun u-förmig. Zum Einsatz kamen nun A5M4 Jäger und B5N1 Torpedobomber

 

1941 erfolgte im Rahmen der Vorbereitungen für den Krieg gegen die Alliierten die Aufstellung der 1. Luftflotte die Überstellung der Ryūjō als Flagschiff an die 4. Trägerdivison. Bis zum Dezember 1941 erfolgten mehrere Einsätze als Flugzeugtransporter zu den pazifischen Flugbasen.

 

Ende November 1941 erfolgte die Abstellung zur Einsatzgruppe für die Unterstützung der Angriffsoperationen im Bereich der Philippinen.

 

 

Nach den erfolgreichen Landungsoperationen erfolgte Ende Dezember 1941 die Rücküberstellung zur 4. Trägerdivision, die als Deckungsverband für die in Malaya und gegen Singapur operierenden Armeeverbände Luftunterstützung von See her lieferte. Danach erfolgten dann  Einsätze gegen Ziele in Sumatra, in Burma und auf den Andamanen im Indischen Ozean. Hier wurden A6M2 Modell 21 Jäger sowie B5N1 und B5N2 Torpedobomber zum Einsatz.

 

Bei einem kurzen Werftaufenthalt im Mai 1942 wurden beiderseits je 2 Typ 93 13,2 mm Vierlingsmaschinenkanone auf neuen Emporen am Heck hinzugefügt. Je eine Typ 96 25 mm Drillingsmaschinenkanone ersetzte die Typ 96 25 mm Zwillingsmaschinenkanonen. Die Flugzeuglast umfasste nun 16 A6M2 Modell 21 Jäger und jeweils 9 B5N1 und B5N2 Torpedobomber.

 

Danach erfolgten im Juni 1942 Einsätze gegen Ziele auf den Aleuten. Im Rahmen der Reorganisation der Flotte nach der Schlacht um Midway wurde die Ryūjō der 2, Trägerdivision unterstellt. Für Aktionen gegen Guadalcanal erfolgte im August 1942 die Abstellung zur 1. Trägerdivision. Die Ausstattung mit Flugzeugen umfasste nun 24 A6M2 Modell 21 und 9 B5N2

 

Am 24.08.1942 wurden zwei Angriffswellen gegen Henderson Airfield gestartet. Gegen 13:57 Uhr Ortszeit erfolgte ein Angriff von Torpedo- und Sturzbombern der USS Saratoga, die mindestens vier Bomben- und einen Torpedotreffer erzielen konnten. Der Torpedotreffer setzte den Maschinenraum unter Wasser, wodurch die Ryūjō bewegungsunfähig wurde. Sieben Offiziere und 113 Mann starben bei dem Angriff.  Um 14:08 Uhr wurde Befehl gegeben, sich aus der Kampfzone zurückzuziehen, die Maschinen konnten aber nicht mehr in Gang gesetzt werden. Nachdem die Schlagseite weiter zunahm, wurde um 15:15 der Befehl gegeben, das Schiff zu verlassen. Die Begleitschiffe (schwerer Kreuzer Tone, Zerstörer Amatsukaze und Tokitsukaze) übernahmen die Besatzung. Gegen 18:00 Uhr versank die Ryūjō auf 6°10' Süd, 160°50'Ost etwa 106 Seemeilen nördlich von Tulagi.

 

 

 

Einsatzgeschichte

 

 

Kommandeure des Schiffs

 

 

Daten (vor/nach Umbau 1934 - 36):

 

Hersteller Rumpf:

Yokohama Marinewerft, Yokohama

Hersteller Aufbauten:

Yokosuka Marinewerft, Yokosuka

Besatzung: 600 Mann / 924 Mann

Länge Kiel:

167,1 m / 167,7 m

Länge an der Wasserlinie:

175,4 m
Länge über alles:

180,0 m

Breite an der Wasserlinie:

20,1 m

maximale Breite:

23 m

Tiefgang maximal:

5,5 m / 7,01 m

Verdrängung Standard:

7258 t / 9616 t

Verdrängung maximal:

9208 t / 11550

Anzahl der Kessel:

6

Anzahl der Turbinen:

2 X 2

Leistung 65000 PS / 66269 PS

Anzahl der Schrauben:

2

Anzahl der Ruder:

2

Höchstgeschwindigkeit:

29 kn

maximale Einsatzgeschwindigkeit:

29 kn

Stabilisierung: 2 Perry Gyrostabilisatoren

Treibstoffzuladung:

2490 t / 2260 t Schweröl

Reichweite:

10000 sm bei 14 kn

Zuladung Flugbenzin:

n. a.

Panzerung:

leichte Panzerung der Maschinenräume und der Magazine

Zahl der Hauptdecks:

5

Torpedoschutz:

keiner

Zahl der Fangseile:

6

Zahl der Fangnetzvorrichtungen:

1

Zahl der Funkmasten:

4

Zahl der Beiboote: bis 8, verteilt über beide Schiffsseiten
optische Richthilfen: 4 X Typ 94 4,5 m Entfernungsmesser

Bewaffnung:

1933:

12 X Typ 89 12,7 cm Kanonen in sechs Doppellafetten

24 X Typ 92 7,7 mm leichte MGs

1936:

4 X Typ 96 25 mm Maschinenkanonen in zwei Doppellafetten ersetzen zwei 12,7 cm Doppellafetten

24 X Typ 93 13,2 mm Maschinenkanonen in acht Vierlingslafetten ersetzten die Typ 92 leichten MGs

Sonstige Bewaffnung: mehrere Typ 92 7,7 mm leichte MGs