Typ

 

Fliegerabwehrkanonen der Marine

 

 

Typ 98 10 cm Kanone:

 

 

1938 begann die Entwicklung einer neuen, modernen Fliegerabwehrkanone mit hoher Mündungs- und Feuergeschwindigkeit für den Einsatz auf größeren Einheiten. An Stelle der früher gewählten Kaliber 12 cm bzw. 12,7 cm wurde das kleiner Kaliber 10 cm gewählt, auch um das Munitionsgewicht zu verringern. Zudem wurde eine vergleichsweise große Kaliberlänge von L/65 statt der vorher üblichen L/40 bzw. L/45 verwendet. Ergebnis war eine hervorragende Waffe, die keinen Vergleich mit den besten alliierten Systemen scheuen musste.

 

Der Einsatz sollte von Vornherein in Zwillingsaufstellung erfolgen, um die Wirkung zu maximieren. Der Abstand zwischen den Rohrachsen betrug 66 cm. Die Rohre selbst hatten zunächst ein auswechselbares Seelenrohr. Dies fiel später zur Produktionsvereinfachung weg. Als Verschluss kam ein horizontal arbeitender Keilblock zum Einsatz. Über den Rohren war mittig ein halbautomatischer, federbetriebener Ansetzermechanismus montiert, der durch den Rückstoß gespannt wurde. Mit diesem war ein schnelles Laden auch bei 90 ° Rohrerhöhung möglich. In der frühen Ausführung riss der Ansetzerkopf, der die Munition in  die Kammer schob, insbesondere bei größeren Ladewinkeln immer wieder. Dies konnte durch Verwendung hochwertigerer Werkstoffe schnell behoben werden.

 

 

Die Produktion begann nach der offiziellen Einführung 1941 nur schleppend. Hauptgrund war das Fehlen von finanziellen Mitteln und Rohstoffen, da diese für den geplanten Krieg gegen die Westalliierten dringender zur Modernisierung vorhandener Einheiten und zur Aufrüstung der Truppen benötigt wurden. Zudem ging man von einem kurzen Krieg aus, der nach spätestens einem Jahr beendet sein sollte. Die Typ 98 10 cm Kanone sollte nur auf künftig zu bauenden Einheiten eingebaut werden und spielte daher zunächst keine große Rolle in der Planung der Marine.

 

Erst ab Mitte 1942 wurde die Waffe als Bewaffnung größerer Einheiten vorgesehen. Neben den leichten Kommando-Kreuzern der Oyodo Klasse sollte eine Klasse leichter Flak-Kreuzer, die Flugzeugträger der Taiho-Klasse und die Super Typ A Schlachtkreuzer mit geschlossenen Zwillingstürmen ausgestattet werden. Davon wurde lediglich ein leichter Kreuzer der Oyodo-Klasse sowie der Flugzeugträger Taiho gebaut. Jedoch entstand aus der Klasse leichter Flakkreuzer die Zerstörer der Akizuki-Klasse.

 

 

 

Für den Einsatz auf Schiffen wurde ein Panzerturm zum Schutz der 11 Mann der Bedienmannschaft entwickelt. Dieser wurde angetrieben von einem 15 PS Elektromotor, der den Strom aus dem Bordnetz erhielt. Falls dieses ausfiel, konnte der Turm auch per Hand gedreht werden, was jedoch sehr mühsam und langsam war. Der Seitenrichtbereich betrug theoretisch 360 °, war jedoch durch die Form der Schiffsaufbauten begrenzt. Der Höhenrichtbereich betrug - 10 ° bis + 90 °. Als Munition wurden Spreng-, Panzer-, Brand- und Exerziergranaten verwendet. Das Gesamtgewicht der Granaten lag bei etwa 28 kg bei einer Länge von etwa 1100 mm. Die Zeitzünder wurden durch Zünderstellmaschinen an jedem Rohr automatisch eingestellt. Gegen Kriegsende gab es auch Versuche mit Annäherungs- und Luftdruckzündern, die jedoch nicht abgeschlossen werden konnten.

 

Bis Ende 1944 wurden lediglich 169 Rohre gefertigt, von denen 68 in Stellungen der Küstenverteidigung mit Panzerschilden an Stelle der Türme eingebaut wurden.

 

 

Daten (Waffe ohne Lafette):

 

Kaliber: 10 cm
Kaliberlänge: L/65
Länge: 6730 mm
Rohrlänge:  6500 mm
Gewicht: 3053 kg
Züge: 32
Zugmaße (Tiefe X Breite): 1,25 mm X 5,565 mm
Drall: gleichförmig, 1 Umdrehung in 28 Kaliberlängen
Drallrichtung: rechts
Kammervolumen: 10,5 dm³
Kammerlänge: 750 mm
Kammer Arbeitsdruck: 3050 kg/cm²
Mündungsdruck: n. b.
Rohrrücklauf: 410 - 500 mm
Lebensdauer Rohr: 400 Schuss
Schussweite: 19500 m
Schusshöhe: 13000 m bei 90 °
Effektive Schusshöhe: 11000 m
Feuergeschwindigkeit: 21 Schuss/min kurzzeitig, 15 Schuss/min dauerhaft
Mündungsgeschwindigkeit: 1010 m/s
Munitionszuführung: manuell mit patronierter Munition
Gewicht Lafette: Doppelturm: 34500 kg, mit Panzerschild: n. b.