type 97 charge layer, I-Goho 11

 

Japanische Pionierfahrzeuge

 

Typ 97 Kleines Arbeitsfahrzeug

 

式小作業機

 

Heckansicht des Typ 97 Kleines Arbeitsfahrzeug mit Rüstsatz zum Ausstoßen von gestreckten Sprengladungen

 

Nach dem Ende der Entwicklung der unbemannten, funkferngesteuerten Fahrzeuge 1935 wegen technischer Unzulänglichkeiten wurde die 4. Abteilung des Armee-Technischen Forschungsinstituts beauftragt, ähnliche Fahrzeuge mit kleineren Ausmaßen und einer Fernsteuerung über ein Elektrokabel zu entwickeln. Das Projekt lief unter der Bezeichnung "I-Go" = "kabelgebundene Systeme" und führte bis 1945 zu mehreren elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Ziel war es, Fahrzeuge zu entwickeln, die die sowjetischen Bunker und Sperren an der Grenze zwischen Korea beziehungsweise der Mandschurei zur Sowjetunion beseitigen konnten. Dabei sollten sie aus der Deckung heraus versorgt und gesteuert werden können.

Das erste Ergebnis war 1937 ein kleines, leichtes und flaches Kettenfahrzeug, mit dem mehrere verschiedene Arten von  Waffensystemen eingesetzt werden konnten.

Das Fahrzeug bestand aus drei Teilen:

* Laufwerk

* Antrieb mit Steuerung

* Waffenanlage

 

Das Laufwerk war dem der Typ 94 gepanzerten Zugmaschine tk ähnlich. Es bestand aus je zwei Paaren von Laufrädern. Jedes Laufrad war über einen Metallstreifen beweglich an einem Aufhängungspunkt befestigt. Die Art der Federung ist nicht bekannt. Vorn war je ein großes umlenk- und Spannrad montiert, hinten jeweils das Antriebsrad. Zwei Stützrollen oben pro Seite vervollständigten das Laufwerk. Die Ketten waren aus Metall und hatten Gummipolster zwischen den Gliedern.

 

Der Antrieb bestand aus zwei im Nennbetrieb jeweils 2 PS (1,471 kW) starken Gleichstrom-Elektromotoren am Heck. Die Nennspannung betrug 600 V, die zulässige, maximale Drehzahl lag bei 2000 U/Min. Damit konnten in ebenem Gelände bis zu 18 km/h erreicht werden. Ein Relais in der Mitte des Fahrzeugs steuerte die Höhe der Spannungen an den Motoren. Die Geschwindigkeitsregelung erfolgte durch die Veränderung der Spannung und damit der Drehzahl. Die Richtungssteuerung erfolgte durch Anlegen ungleichmäßiger Spannung. Das Fahrzeug drehte sich dann in die Richtung, auf der der Motor mit der höheren, zugeführten Spannung eingebaut war. Rückwärtsfahrt war durch eine Umkehrung der Polung der Gleichspannung möglich. Der Motor drehte dann anders herum. Die Spannungsversorgung erfolgte entweder durch einen auf einem Typ 94 Sechsrad-Lastkraftwagen verladenen Generator oder durch das Gepanzerte Generatorfahrzeug. Beide waren mit einem Generator mit 800 V bei 15 kW Nennleistung ausgestattet. Damit konnten die Ausrüstung der Einheit und bis zu drei Arbeitsfahrzeuge versorgt werden.

Die Steuerung erfolgte über eine Fernsteuereinheit pro Fahrzeug. Diese bestand aus einem Befehlsgeber, einem 13poligen Kabel und einer tragbaren Steuerkonsole. Eine Einheit wog insgesamt 41 kg. Die Steuerkonsole wurden vom steuernden Soldaten an einem Haltegurt um den Hals gehängt und vor dem Bauch bedient. Die Bedienung erfolgte über Kippschalter und Drehregler.

 

Die Stromzufuhr erfolgte durch vierpolige Kabel, wobei ein Pol den Motorstrom lieferte. Zwei weitere Pole dienten der Übertragung von Steuersignalen (einer für die Waffenanlage, einer für die Fahrzeugsteuerung). Der vierte Pol schloss den Stromkreis als PEN-Leiter. Die Pole bestanden aus Kupfer. Diese waren jeweils mit zwei Lagen Seide und Kautschuk als Isolierung ummantelt. Sie wurden dann mit stabiliserenden Stahldrähten verzwirbelt und mit mehreren Lagen Seide und Kautschuk umwickelt. Zu einen mussten die Kabel starr genug bleiben, damit die Pole nicht durch Bewegung brachen. Zum anderen mussten sie aber auch flexibel genug bleiben, um sich beim Fahren dem Untergrund und der Vegetation anzupassen. Die Außenisolierung sollte zudem wasserundurchdringlich und robust genug gegen Umwelteinflüsse sein, dass keine Beschädigungen durch die Vegetation oder scharfkantige Felsen entstanden.

Die Kabel waren in Teilstücken zu je 250 m aufgeteilt, um die Vorbereitungsarbeiten zu vereinfachen. Sie konnten schnell und unkompliziert mit gesicherten Steckverbindungen miteinander, mit dem Fahrzeug und mit dem Generator verbunden werden. Die maximal vorgesehene Einsatzreichweite lag bei 1000 m vom Generator aus. Danach fiel die Spannung durch den Widerstand im Kabel unter den Nennwert von 600 V, was das Fahrzeug weniger mobil machte. Zudem nahm mit der Entfernung auch das Gewicht des Steuerkabels zu, das ja auch vom Fahrzeug transportiert werden musste. Ab 1500 m Abstand gab es Ausfälle bei den Steuersignalen, was einen Einsatz ab dieser Entfernung unmöglich machte. Aber bereits vorher kam es zum Versagen der Steckverbindungen der Kabel, wenn die Kabel hängen blieben. 

 

Als Bewaffnung kamen verschiedene, austauschbare Rüstsätze zum Einsatz. Diese wurden als "Arbeitsgeräte" bezeichnet. Folgende Rüstsätze sind bekannt:

* eine Wurfvorrichtung für gesteckte Ladungen:

Diese Vorrichtung bestand unter anderem aus einem Beschleunigungsrohr von 1384 mm länge und 50 mm Durchmesser, das auf dem Fahrzeug montiert wurde. Am hinteren Ende war ein kurzer Trichter montiert. Vor dem vorderen Ende des Rohres war eine Wickeltrommel und ein damit verbundener Elektromotor platziert. Vor dem Einsatz wurde zunächst ein dünner Zugdraht durch das Rohr geschoben. Dann wurde die gestreckte Ladung hineingeschoben und der Zugdraht im Trichter am Ende der Ladung eingehängt. Als letztes wurde der Zugdraht soweit auf die Wickeltrommel gewickelt, dass er noch keinen Zug auf die Ladung ausübte. Wenn das Fahrzeug dann vor der zu sprengenden Sperre stand, wurde der Motor hochgefahren. Dieser beschleunigte die Wickeltrommel und damit das Zugseil, wodurch die Ladung aus dem Rohr herauskatapultiert wurde. Zeitgleich löste die Verzögerungsladung des Zünders im Kopf der gestreckten Ladung aus. Das Fahrzeug fuhr dann automatisch rückwärts aus dem Wirkungsbereich der Sprengung heraus. Als Munition wurde der Hinderniszerstörungszylinder oder der Typ 99 Hinderniszerstöhrungszylinder verwendet.

 

gestreckte Ladungen vor dem Einsatz

 

* eine Vorrichtung zum Abwerfen von Sprengstoffladungen bis 40 kg

Diese Vorrichtung bestand aus einer 40 kg Sprengladung, einer Schubstange und einem Elektromotor. Die Ladung wurde im vorderen Teil des Fahrzeugs platziert. Dahinter kam dann die durch den Elektromotor ausfahrbare Schubstange und der Motor. Beim Erreichen der vorgesehenen Sprengstelle lief der Elektromotor an und bewegte die schubstange nach vorn. Diese schob dabei die Sprengladung vorn vom Fahrzeug. Beim Herabfallen löste der Zeitzünder aus und das Fahrzeug fuhr auch hier automatisch aus dem Sprengbereich heraus.

 

* eine Vorrichtung zum Verteilen von Nebelmitteln oder Reizgas

Diese Vorrichtung besteht aus zwei Kanistern für die gewünschte, chemische Verbindung, und zwei elektrisch betriebenen pumpen und Verdampfern. Beim Zünden wurden die Kampfmittel aus den Kanistern zu den Verdampfern gepumpt, dort erhitzt und ausgestoßen.

 

* ein Infanteriesteg zum Überwinden von Gräben von bis zu 2 m Breite

Auf dem Fahrzeug konnte ein 2,5 m langer Infanteriesteg fest montiert werden. Im Einsatz fuhr das Fahrzeug so in den zu überwindenden Graben, dass die Enden des Stegs auf den Rändern des Grabens zu liegen kamen.

 

Alle Bauteile waren soweit wie möglich aus Silumin gefertigt. Dabei wird Aluminium mit bis zu 25 % Silizium gemischt. Nach Zugabe von Zuschlagstoffen wie Kupfer oder Magnesium ergibt sich eine feste, leichte Legierung, die sich gut gießen lässt.

 

 

Nach der offiziellen Einführung 1937 wurden bei verschiedenen Test noch vorhandene Probleme und Schwächen aufgedeckt und soweit möglich bearbeitet. Zudem mussten für diese völlig neue Art von Waffe Einsatzstrategien entwickelt und zu Richtlinien ausgearbeitet werden. Ab 1938 begann die Aufstellung einer neuen Einheit speziell für den Einsatz von ferngesteuerten Elektrofahrzeugen. Diese erhielt den Namen "27. Unabhängiges Pionierregiment". Sie wurde nach Ende der Ausbildung 1939 der Kwantung-Armee unterstellt und in die Mandschurei verlegt.

Der Einsatz erfolgte in den Kompanien des Regiments. Dabei bestand die Kampfausstattung aus vier Typ 97 Kleinen Arbeitsfahrzeugen und zwei der größeren Typ 98 Kleinen Arbeitsfahrzeugen mit insgesamt 36 der 250 m langen Verbindungskabelstücken. Ein Zug bestand aus zwei Typ 97 und einem Typ 98 Arbeitsfahrzeug sowie einem Generatorfahrzeug. Zudem gab es in jeder Kompanie eine Waffeneinheit für die Rüstsätze und eine Wartungseinheit für die Vorbereitung und Wartung der Fahrzeuge und der Elektroausrüstung.

Im Einsatz fuhr der Waffenzug mit seinen Transportfahrzeugen in Deckung auf 200 m bis 500 m an das Ziel heran. Dort wurde das Generatorfahrzeug in Stellung gebracht und die Fahrzeuge sowie die Ausrüstung  für den Einsatz vorbereitet. Dabei sollte möglichst eine direkte Sichtlinie zum Ziel in der Nähe liegen. Der Steuersoldat fuhr das Fahrzeug dann in die Ausgangsstellung. Der Angriff erfolgte mit allen Fahrzeugen zugleich, um das gewünschte Ergebnis auch sicher erreichen zu können. Dabei sollte ein Fahrweg ausgewählt werden, der möglichst gradlinig zum Ziel und immer in Sichtlinie des Steuersoldaten liegen.  Nach erreichen des Ziels wurde die Kampfladung eingesetzt und das Fahrzeug fuhr rückwärts möglichst wieder in die Ausgangsposition zurück. Ein Beobachter mit einem Funkgerät konnte bei Bedarf auch mit dem Typ 98 kleinen Arbeitsfahrzeug mit Schutzpanzer mit in Richtung Ziel fahren, um bei komplexeren Lagen eine möglichst große Wirkung zu erzielen.

 

Bis Kriegsende standen dem 27. Unabhängigen Pionierregiment insgesamt knapp über 300 Kleine Arbeitsfahrzeuge beider Typen zur Verfügung. Anfang April 1945 wurde die Einheit aus der Mandschurei in den Großraum Tokyo verlegt, um dort im erwarteten Endkampf eingesetzt zu werden. Dazu kam es aber nicht mehr. Daher wurde kein Elektrofahrzeug jemals in einer Gefechtssituation eingesetzt. Bei der Kapitulation wurde die Ausrüstung vom Regiment mit Sprengstoff zerstört oder nördlich von Tokyo im Fluß Tone sowie umliegenden Seen und Nebenflüssen versenkt.

 

Daten:

 

gebaute Fahrzeuge: ca. 200
Kampfgewicht:  ca. 175 kg, je nach Rüstsatz
Bodendruck: n. b.
Besatzung: keiner, ein Fernsteuersoldat
maximale Panzerstärke: ungepanzert
Länge: 1800 mm
Breite: 800 mm
Höhe:  500 mm
Kettenauflage: n. b.
Kettenbreite:    n. b.
Bodenfreiheit: n. b.
watfähig bis: n. b.
überschreitet: n. b.
klettert:  n. b.
maximale Steigung: 25 °
Motor: 2 X Elektromotor mit Drehrichtungsumkehr
Leistung: 2 PS bei 2000 U/min
Straßengeschwindigkeit: 18 km/h
Fahrbereich: unbegrenzt
Tankkapazität: kein Tank
Getriebe: getriebelos
Leistungsgewicht: 22,86 PS/t
Bewaffnung: Rüstsätze je nach Einsatzziel

 

 

Verwendete Literatur und Internetquellen:

 

- Sayama Jirō: "Einführung in die Pioniere: eine sorgfältige Studie", Kojinsha, Tokyo, Dezember 2001, ISBN 978-4-7698-2329-2

Originaltext japanisch

- Tsuhito Fukushima: "Japanische Militärfahrzeuge des Zweiten Weltkriegs: Pionierfahrzeuge" in Ground Power Magazine November 1996, Galileo Publishing, Tokyo, 1996

Originaltext japanisch

- Wikipedia Japan: "Ferngesteuerte Fahrzeuge"

遠隔操縦器材い号

Originaltext japanisch